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Slowenien/ Kroatien Herbst 2004 - Auf der Suche nach dem Petz

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Montag, 11.10.2004 - Auf nach Plitwitc

Von nun an ist uns das Wetter nicht mehr hold. Bei leichtem Regen machen wir uns nach dem autofreien Vortag auf die Suche nach 4WD Pisten. Unser erster Abstecher weg von der Küste in die ausgeschilderte Richtung V. Rujno endet nach grandiosem Beginn in einem für uns unpassierbaren Eselspfad. Nach einem weiteren Sackgassenversuch fahren wir auf der Küstenstraße "8" zurück nach Karlobag und stärken Ross und Reiter. Auf einer genialen Moppedstraße ("25") winden wir uns den Berg hinauf. An der ersten Gelegenheit biegen wir nach links ins Hinterland in Richtung "Rarni Dabar" ab. Die nächsten Kilometer führen durch eine einsame und grandiose Bergwelt. Bis Stirovaca geht es quer durch den Wald. Zwischendurch mal wieder ein Stück Straße, dann Piste bis Bakovac. Hier passt mit ein wenig gutem Willen die Straßenkarte auch wieder. Den überall versprochenen Petz treffen wir nicht - dafür hat er für uns wenigstens einen Haufen auf den Weg gemacht ;o)
Mangels Zeit spulen wir die nächsten Kilometer auf Straßen ab (50, 52, 1). Schilder am Straßenrand und die Spuren an den Häusern erinnern uns an die nur kurz zurückliegende dunkle Vergangenheit und hinterlassen ein beklemmendes Gefühl.
An den Plitwitzer Seen werden wir abtrünnig und quartieren uns bei dem regnerischen und kalten Wetter im Hotel Bellevue ein. Beim Abendessen genießen wir das exquisite Abendprogramm (Rentnermikado - welcher Rentner aus der Busladung muss zuerst auf Toilette) und das bodenständige sehr gute Essen. Unser nasses Zelt können wir in einem Zimmer trocknen und zufrieden fallen wir in das ungewohnt warme und weiche Bett.

Dienstag, 12.10.2004 -Plitwitzer Seen

Sch.. - immer noch Nieselwetter. Aber was hilft's, heute wollen wir zu Fuß die Plittwitzer Seen umrunden. Wir wählen die Route "K" und sind für etwa 6 Stunden beschäftigt. Die blauen Kalkseen, die malerischen Wasserfälle und das gesamte Ambiente wirken teilweise künstlich angelegt und sind perfekt touristisch erschlossen - aber schön ist es. In den abgelegeneren Teilen treffen wir auch die schon vorher versprochenen Salamander. Wie toll ist es wohl bei Sonnenschein?

Mittwoch, 13.10.2004 - Rückweg nach Österreich

Rückweg - so schön wie das Wort klingt, ist auch das Wetter. Von den Seen ist nichts zu sehen und wir kurven auf der "1" nach Karlovac. Der Asphalt ist ausreichend rutschig ("mehr oder weniger kontrollierter Drift des Vitaras auf seinen "XP 2000" über die Hinterachse"), Überholmöglichkeiten sind rar gesät. Das "Duell" mit einen klapprigen R4 erinnert an alte Tage, nur hier fehlt uns der "Mut" die Herren in Grün in den Orten durch zu schnelles Fahren zu reizen. Endlich sehen wir am Straßenrand die als so typisch angepriesenen Schweinegrills in Aktion. Kurz vor Karlovac wieder Zeit zum Besinnen, wie gut es uns doch eigentlich geht: Ein in Entstehung befindliches Museum erinnert an den Krieg mit den Serben, aber die Einschusslöcher in vielen Häusern sind die eindringlichere Mahnung.
Von Karlovac fahren wir nach Jastrebarsko und geben unsere letzten Kunas aus. Auf direktem Weg fahren wir Richtung slowenischer Grenze und sind über die Übereinstimmung zwischen Karte und Landschaft begeistert. Die Freude währt nur 20 km, denn dann landen wir auf einem nicht verzeichneten (aber schönen) Weg in einem nicht verzeichneten Naturschutzgebiet. Na gut - die grobe Richtung steht fest, also lassen wir uns treiben. Wir folgen in Regen und Nebel den größeren Wegen und eine paar Wegweisern einer Mountainbike Strecke (leider gibt es die Ziele auf unserer Karte nicht). Keiner der angeschriebenen Orte ist auf unserer Karte zu finden. Die Wege sind "gut" und irgendwann landen wir an einer Berghütte (oder Sendestation - das war bei dem Nebel nicht zu sehen). Ein paar Handwerker mit einem Pick up machen Pause und wundern sich über den Besuch. Gemeinsam stellen wir fest, dass unsere Karte hier nicht wirklich taugt. Als nächstes kommt ein freundlicher Pajerofahrer (die Winde vorne zeugt von Offroadkompetenz) und wir können ihn überzeugen, uns nicht den einfachen Weg in die Stadt sondern die "Abkürzung" direkt in Richtung slowenischer Grenze zu zeigen. Seine Warnungen vor dem schlechten Weg bei dem miesen Wetter sind nicht unbegründet - ein paar deftige Schlammlöcher mit Bodenkontakt warten auf uns. Auf dem ersten Stück mit kniffliger Navigation fährt er voraus und wünscht uns viel Erfolg.
Von der Sache her alles gut machbar wären vernünftigere Reifen, ein zweiter Wagen oder eine Winde an der Stoßtange auf den kommenden Kilometern beruhigender. Egal - mit Augenmerk, wohldosiertem Schwung und einem (glücklicherweise) nicht benötigtem Spaten finden wir uns nach ein paar Kilometern in einem einsamen Dorf wieder. Wiedereinmal findet sich ein uriger Einheimischer der uns den Weg weißt. So geht es noch einmal, dann haben wir wieder eine eingezeichnete Strasse erwischt. Das Gelände war super - aber für Fotos war das Wetter zu mies und wir zu sehr mit unserem Durchkommen beschäftigt. Die Gegend lohnt sich zum 4WD'len - aber dann nur mit vernünftiger Karte. Aber da es ein Nationalpark ist, dürfte der Kauf kein Problem sein (z.B. an der Vilinska Jama Nähe Samobar).
In Bregnana reisen wir offiziell zurück nach Slowenien ein - aber keiner scheint uns vermisst zu haben ;o)
Das nächste ungewollte Stück offroad erfahren wir parallel zur Autobahn. Ausfahrt verpasst, "hart am Gas geblieben" und schon fahren ein paar depperte Deutsche durch die Baustelle. Ab Krsko biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren quer durch bis Slov. Bistrica. In der Nähe der slowenisch / kroatischen Grenze hält uns ein netter Grenzbeamter im Nissan Terrano II an. Bei der unplanmäßigen Passkontrolle ist der junge Mann über unsere Wegewahl verwundert, notiert sich unsere Daten und freut sich, dass die Germans mit ihrem alten Vitara Wege abseits der Straße suchen. Dabei gibt es hier doch so gute Strassen!
Die letzten Kilometer des Tages gehören wieder dem Asphalt - trockenen Fußes überqueren wir die Grenze nach Österreich und übernachten (preiswerter als in Kroatien) im Gasthof Strohmaier in Wildon.

Donnerstag, 14.10.2004 - Durch Österreich ins Land des Bieres

Die heutige Etappe bringt uns bis nach Ceska Budowice. In Eisenerz am Erzberg machen wir halt und unternehmen eine Rundfahrt mit dem "Hauly". Das Wetter ist auf der Nordseite des Berges genial - und das, wo im Süden das "Grauen" spielt. Im "größten Taxi der Welt" lassen wir uns über die steyerische Pyramide fahren, den Ort des legendären "Erzbergrodeos" des Reitwagen. An arbeitsfreien Tagen kann man mit MTB, Enduro oder Geländewagen eine geführte Tour zur Spitze des Erzberges unternehmen. Allerdings sind die Preise nicht ohne (z.B. 900 Euro für 10 Geländewagen) und man kann nach gut unterrichteten Quellen nur für ca. 2 Stunden mit maximal 60 km/h hinter einem Guide zum Gipfel fahren... Dann doch lieber Erzbergrodeo mit der Enduro - und wenn es nur der Prolog ist.

Mittlerweile hat uns auch die "heile westeuropäische Zivilisation" endlich wieder und alles ist bis ins Detail reglementiert. Es kann ja auch nicht angehen, das irgendwelche Leute mit einem Fahrrad auf dem geschotterten Weg durch den Wald fahren - wo kommt man denn da hin....
In Budweiß kommen wir im Hotel "3 Löwen" unter und gönnen uns noch ein leckeres Bierchen. Leider klappt es mit dem Nationalgericht "Gulasch mit Knödeln" nicht, aber die Stadt ist auch so eine Reise wert.

Freitag, 15.10.2004 - Auf zum Wassertrinken

Die nächsten 250 km führen uns nach Karlovy Vary. Trotz guter tschechischer Karte (mit GPS - Angaben, nur wir haben kein GPS) und vieler kleiner Strassen finden wir erst kurz vor unserem Ziel ein paar Offroad Pisten. Zur "Erholung" von dem Urlaub kommen wir in einem Hotelsanatorium oberhalb der Altstadt unter. Der Anteil russischer Gäste ist enorm, das Personal ist sehr nett und die Sauna gut. Nach einem Stadtbummel - ohne guten Gulasch mit Knödeln, dafür aber "deutschem Brauchtum" - und einem Besuch beim Soldaten Svejk, klingt auch dieser Abend aus.
Im Dunkeln sieht das braune Heilwasser nicht ganz so unangenehm aus - aber die lustigen Touris mit ihren Wasserkännchen reißen sowieso alles raus...

Samstag, 16.10.2004 - Das Ende naht

Am Fichtelberg vorbei über Johanngeorgenstadt und Wolkenstein (mit 1a Zugrestaurant in alten Eisenbahnwagen) fahren wir ins Erzgebirge zu einem kurzen Zwischenhalt bei der Enduro WM in Zschopau. Leider reicht die Zeit nicht für einen intensiveren Blick, denn die restlichen 500 km nach Minden müssen auch noch abgespult werden.
So sind wir am späten Abend wieder zu Hause und blicken auf 14 erlebnisreiche Tage und fast 4000 Kilometern mehr auf dem Tacho zurück.

Noch ein paar Gedanken zum Schluß:
- Fast im letzten kroatischen Bergdorf kann man am Kiosk mit Visa bezahlen, aber bei Ikea oder Porta in Deutschland geht das nicht. Hm?!
- Die Nachsaison ist eine gute Reisezeit - allerdings muss man bei der Reiseplanung beachten, dass ab spätestens Mitte Oktober viele Zeltplätze, Sehenswürdigkeiten und Restaurants geschlossen werden.
- Zum Finden und Genießen der Wege abseits der Strasse braucht man einen guten Navigator, Gelassenheit und möglichst wenig Auto - denn an den Wendestellen ist nicht immer Platz.
- Bisher sind die Einheimischen Offroadern sehr freundlich gesonnen - damit das auch so bleibt sollte sich jeder Gast rücksichtsvoll verhalten!
- Eine gute Karte ist Gold wert - aber erstaunlicherweise waren detaillierte Karten vor Ort in Slowenien und Kroatien kaum zu kriegen. Das nächste mal kaufen wir lieber im voraus. Sicher waren unsere Navigation mangels vernünftiger Karten oder technischer Hilfsmittel nicht immer optimal - aber wir waren in Europa und immer in der Reichweite der Zivilisation! Und eine schöne kernige Sackgasse ist besser als eine asphaltierte langweilige Gerade ;o)
- Alte kroatische Weisheit im Falle völliger Orientierungslosigkeit: Alte Herde oder Öfen im Wald - dann ist die nächste Siedlung nicht mehr weit!
- Unser Vitara hat sich gut bewährt - und außer ein paar kleinen Kratzern keine Schäden davon getragen. Ab und an boten sich auch weit anspruchsvollere Passagen zur Weiterfahrt an. In vielen Fällen wäre das mit unserem fast serienmäßigen Vitara auch machbar gewesen. Aber ob er dann so unbeschadet geblieben wäre? Auf jedem Fall bietet die Gegend auch für harte 4WD'ler und Endurofreunde ausreichende Möglichkeiten.
- "Analoge" Bilder machen und dann beim Fotoservice von Karstadt einscannen und auf CD brennen lassen lohnt den stolzen Preis nicht - wie man leicht sieht ist die Bildqualität nicht unbedingt berauschend. Aber die Papierbilder im Album sind super ;o)
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