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Rumänien 2016 – Ab gen Osten (September 2016)
Teil 1: Auf eigene Faust
Gemeinsam haben wir Rumänien das letzte Mal vor 10 Jahren besucht, es wird Zeit wieder gen Osten zu starten. Ende August 2016 satteln wir unser "Rotes Rennkamel" und auf endlosen Autobahnen starten wir mit einem Zwischenstopp in dem Geburtsort des W50 in Richtung Krakau. In der Stadt des Wawels und des Drachens "Smog" übernachten wir in 1b- Lage in einer innen sehr schönen Pension und erkunden zu Fuß die Sehenswürdigkeiten. Das ruhig Angehen des Urlaubs wird zwar durch Regenschauer gestört, trotzdem ist Beine hochlegen und beim Käffchen die Mittouristen zu beobachten ein schöner Zeitvertreib.
Ein paar Probleme mit der neuen Kamera - wer ahnt denn, dass die Stummschaltung auch den Blitz komplett deaktiviert - führt dazu, dass wir auch die verschiedenen Elektronikfachgeschäfte von Krakau kennenlernen..
Nach zwei Nächten wird es Zeit in den "richtigen" Osten aufzubrechen. Über die Slowakei nähern wir uns der Ukraine. Der Grenzübertritt nach Uschgerod ist formal ganz einfach, für einen privaten Besuch braucht man nicht einmal ein Visa und auch keinen Nachweis irgendwelcher Übernachtungen. Die Grenzkontrolle selbst kann man aber schon mal mitmachen. Um jeden Millimeter wird gefeilscht, auch wenn die Schlange insgesamt sehr übersichtlich ist. Die Kontrolle auf slowakischer Seite gilt Pässen, Fahrzeugpapieren und eventuellen Mitfahrern. Dann ein Stück durch das Niemandsland und Halt bei einem schlanken Soldaten mit Maschinengewehr. Mit einer klappbaren Sperre hat er die Herrschaft über beide Fahrtrichtungen, die er wechselseitig durchlässt. Kurze Zeit später wird uns auch klar warum er von einigen Kleinbusfahrern nicht nur einen Zettel, sondern auch ein paar Scheine schnell in der Tasche verschwinden lässt. Wir bekommen auch so einen kleinen Zettel und holen uns unsere Stempel an den verschiedenen Schaltern ab. Für uns alles ganz lustig, aber einige der routinierten Grenzgänger sind doch recht genervt. Aber ihr Vordrängeln nützt nichts, denn irgendwann steht unser Auto vorne in der Schlange ….

Mit den passenden Stempeln von Passkontrolle, Kontrolle der Fahrzeugpapiere und Zoll auf dem kleinen Zettel werden wir auf der anderen Seite von einem weiteren Soldaten an der klappbaren Sperre ins Land gelassen. Die ganze Prozedur dauert mit Warten rund eine Stunde, eine weitere Stunde "verlieren" wir durch die Zeitumstellung. Uschgorod ist quirlig und auch ein wenig rumpelig und empfängt uns mit einem mittleren Verkehrschaos. Wir kommen aber gut zu unserer Pension mit spitzenmäßigem Komfort - und das alles für schlanke 440 UA, sprich rund 16 € pro Nacht. In die Innenstadt sind es zu Fuß nur 5 Minuten, zum restaurierten Bahnhof ist es ein wenig weiter. Die Kontraste zwischen einigen super restaurierten Gebäuden neben dem halbverfallenen Charme der vergangenen UdSSR, den meist schick gekleideten Einheimischen auf kaputten Fußwegen und Straßen, handyspielenden Teenagern neben gebeugten Mütterchen, klapprigen Ladas neben Zuhälterschlitten aus denen Rammstein tönt, machen das besondere Ambiente der Stadt aus. Auf unseren Wunsch, ein paar Fotos auf dem Bahnhof machen zu können, reagiert die streng dreinblickende Bahnbedienstete erfreulich zuvorkommend und kann sich ein Grinsen beim Anblick der "komischen Deutschen" nicht verwehren.
Aber Uschgorod ist nur ein Zwischenstopp, uns zieht es weiter in die Berge. Auf den Straßen der kleinsten Dörfer wimmelt es von festlich bekleideten Kindern und Erwachsenen. Heute ist Einschulung und damit dürfte den Meisten klar sein, welches Datum wir haben. "Wie aus dem Film" tragen die kleinen Mädchen große Schleifen in ihren Haaren, die Jungs können mit ihren Anzügen nicht wirklich herumtollen. Eher gemächlich geht es auf rumpligen Straßen durch die Landschaft, unser Navi führt uns auf kürzestem Weg zum nächsten Ziel Kolochava. Beim Queren der E 471 ergattern wir an der Tanke eine sehr passable Landkarte der Region, die wir am Imbiss am Straßenrand ausgiebig studieren. Die Bedienung freut sich, dass sie ihre Deutschkenntnisse wieder herauskramen kann und wir genießen wirklich lecker Suppen, auch wenn man davon am nächsten Tag noch etwas hat.
In Kolochava heben wir an der ehemaligen Polizeistation einen Cache. Kaum sitzen wir beim Kaffee, bietet uns der Wirt seine Hilfe an. Die Sprachbarriere wird auch simpel gelöst, denn er greift sich einen jungen Mann von der Straße der perfekt Deutsch kann und schon sind wir mit reichlich Infos und Unterstützung versorgt. Dass er der Sohn der hiesigen Deutschlehrerin ist, erfahren wir erst später. "Dank" der Weiten des Internets haben wir allerdings schon eine Übernachtung und wollen das Dorf erkunden. Etwas außerhalb soll an einer Quelle eine Tupperdose liegen. Über eine der üblichen Hängebrücken gehen wir zur eisenhaltig aussehenden, aber schwefelhaltig riechenden Quelle. Die Dose finden wir zwar nicht, aber angesichts der Anzahl der wasserholenden Einheimischen scheint die Quelle eine Gute zu sein.
Zurück im Ort stellen wir unser Rennkamel an der Hauptkreuzung ab. Lebensechte Holzfiguren stehen nicht weit entfernt von einem militärischen Monument, Ausschilderungen deuten auf den aufstrebenden Tourismus. Nachdem wir einen weiteren Cache gehoben haben, laufen wir zum Museum des alten Dorfes. Ein Brautpaar schmeißt sich neben den alten Häusern und den Resten der Waldbahn in Pose, wir durchstreifen das großzügige und sehr authentische Gelände. Kühe begleiten uns auf dem Weg durch den Ort, das Geräusch der Kettensäge liegt immer in der Luft. Der Fluss dient zum Waschen der Wäsche, gefühlt jedes Fleckchen Erde im Ort wird irgendwie landwirtschaftlich genutzt.
Zurück an unserer Pension werde ich von einer netten Dame angesprochen. Maria ist die hiesige Deutschlehrerin und hat natürlich gleich unser Kennzeichen erkannt. Wir plaudern ein wenig über dies und das und bekommen weitere Tipps. Sie ist auch Reiseleiterin und berichtet von 10 Museen und 25 Denkmäler und natürlich ganz viel Natur. Bis zum Besuch des Wassertals in Rumänien haben wir unsere Reise allerdings mit den Übernachtungen bereits voraus gebucht, damit haben wir zeitlich keinen Spielraum. Dafür tauschen wir die Kontaktdaten aus, denn das wird vermutlich nicht unsere letzte Reise Richtung Ukraine gewesen sein. Wer auf den Geschmack gekommen ist: Bei Bedarf einfach bei uns melden - dann geben wir Marias Emailadresse weiter.
In der Kneipe vom Nachmittag essen wir lecker Borschtsch, mal wieder ist die Verständigung mit unserem deutsch und englisch und seinem ukrainisch nicht ganz einfach. Auf Tschechen ist der Wirt deutlich besser eingestellt und vielleicht hätten wir in der Schule im Russischunterricht doch ein wenig besser aufpassen sollen. Ein geschäftstüchtiges nettes Schlitzohr ist der Wirt auf jeden Fall.
Am Morgen des sechsten Tages beginnt endlich die artgerechte Haltung unseres Autos. Wir verlassen Koloschava östlich in Richtung Ust Schorna, wählen erst den kleineren und damit deutlich kernigeren Forstweg, um in der Nähe der Passhöhe auf die Hauptpiste zurückzukehren. Hier auf 1000 m Höhe hat man einen genialen Blick ins Tal und zum Zelten bietet sich die Stelle auch bestens an. Die "Straße" nach Nemetz Mokra (Deutsch Mokra) wird gerade gebaut, die weiteren Kilometer Richtung Ust Schorna bieten "metertiefe" Schlaglöcher und beste Schotterpisten. Von der erhofften Waldbahn sind nur noch Reste der fast immer gleislosen Trasse zu sehen, im ehemaligen Bahnhof werden aber immer noch Blockhütten gebaut.
In den kleinen Orten steppt fast immer der Bär: Omas mit Kopftuch plauschen am Straßenrand, Kinder freuen sich über das Ende des Unterrichts und springen in "Schuluniform" umher und irgendwie ist jeder beschäftigt. In Ust Schorna finden wir dank des Navis schnell die Post. Ganz klassisch bekommen wir hier von offiziell dreinblickenden Damen unsere Briefmarken gekauft und angeleckt, beim Abstempeln glaubt man fast der Tisch würde zusammenbrechen. Dass sie ihr Frühstücksbrot unter dem Tisch verschwinden lassen, führt auch bei ihnen zum Schmunzeln.
Allgegenwärtig sind verschiedene russische Automobile. Die robusten LKW bilden das Rückgrat des Holztransportes und wirken ein wenig unverwüstlich. Falls die Technik dann doch mal versagt, wird am Straßenrand repariert und wenn die Leinwand durch die Karkasse schaut, kann man ja noch Ketten drauf machen. Die kuschligen Rinder sind auch fast überall anzutreffen, selbst Panjewagen findet man hier in großer Stückzahl.
Vor Dubowe an einem richtig großen Schlagloch hält ein entgegenkommender Terrano 1 an. Heraus springt ein Uniformierter, seine unauffällige Geste mit dem Verkehrsleitstab galt scheinbar uns. Der Jüngere schaut diensteifrig grimmig, der Ältere muss bei der Frage nach Alkohol - besser gesagt nach Schnaps (nachdem er uns als Deutsche identifiziert hatte) - schon grinsen, erst recht bei der anschließenden Atemkontrolle. Der Borschtsch von gestern schlägt nicht an und freundlich grüßend dürfen wir weiter rumpeln. Eine kleine Lehre ist es aber doch, zu viel "Sto -Gramm" sollte man sich am Abend dann vielleicht doch nicht gönnen.
Hinter Dubowe hatte ich im Vorfeld in Google Earth einen Track über die Berge geplant, aber die Zeit rennt. Die alternative kürzeste Garmin - Strecke inclusive unbefestigter Wege ist zwar laut Karte eine weiße Straße, in der Realität aber eine schöne Offroadwanderstrecke, die bei Regen kernig werden könnte. Je weiter wir wieder ins Tal und damit näher an das Städtchen Topschino kommen, umso größer wird die Anzahl großer bis ganz großer "Schlösschen". Irgendwann schien der Immobilienboom stehen geblieben zu sein, denn viele befinden sich noch in einer unvollendeten Bauphase.
Beim Tanken vor der Grenze kommt für uns erstmals das russische Prinzip zu Anwendung: Erst Zahlen, dann füllt der Tankwart auf. So brauchen wir zwei Anläufe, sind aber randvoll und unsere letzten Griwna los. Das wird uns dann aber auch zum Verhängnis, denn als letzter Höhepunkt der Ukraine stehen die Salzseen um Solotwino auf dem Programm. Zu spät merken wir, dass diese touristisch gut genutzt werden. Aber deshalb wollen wir dann doch nicht nochmal Geld tauschen und ob es hier auch mit Euro geklappt hätte, haben wir nicht probiert. Dank 4x4 können wir das weitläufige Gelände auch so gut durchstreifen. Etwas seitlich werfen wir einen Blick in einen der Krater. Der einzelne Badegast (siehe Pfeil) neben dem schwimmenden Müll und den Industriebrachen im Hintergrund wirkt schon bizarr. Wir laufen noch weiter durch das Altbergbaugebiet. Von einer gesicherten Verwahrung kann man hier nicht sprechen, aber ob hier wirklich mehr passiert als bei den zum Gehirn ausschalten anhaltenden Absperrungen in Deutschland, wäre schon interessant. "Wie üblich" kommen wir auf dem Weg Richtung Grenze aus dem Bergbaugebiet von der verkehrten Seite an ein verschlossenes Tor. Als der grimmige Ladabesitzer uns als harmlose Touris identifiziert hat, entlässt er uns wieder in die "Freiheit".
Der Grenzübertritt geht diesmal deutlich schneller. Auch wenn wir wieder alle Stationen durchlaufen, funktioniert dieser kleine Grenzverkehr nochmal einfacher. Auf rumänischer Seite bekommen wir von den Beamten gleich noch ein paar Tipps für die Reise - was will man mehr.
Direkt hinter der Grenze wartet eine alte Dampflokomotive auf einen Besuch. Es handelt sich um ein kleines Bahnbetriebswerk. Die Mitarbeiter schauen zwar etwas verwundert, lassen uns aber die Lok und das Gelände unbeschwert erkunden und fotografieren. Sighetiu Mare nutzen wir zum Geld tauschen und etwas Stadtluft atmen, erstaunlich wie fortschrittlich dieses Land nach dem Grenzübertritt auf uns wirkt.
Vorbei an einer Unmenge von hölzernen und neumodischen Kirchen geht es ins Wassertal. Anfang September scheint eine beliebte Reisezeit zu sein, wir bekommen erst für den übernächsten Tag Tickets für die Dampfbahn. Das macht aber nichts, denn wir haben uns für zwei Nächte bei Anna in ihrer Casa Chira eingebucht. Somit nutzen wir den nächsten Tag zum Erkunden der Region. Gegenüber 2006 schlängelt sich der Parallelweg zur Bahn deutlich weiter durch das Wassertal den Berg hinauf, theoretisch könnte man mindestens bis zur Station Cozia fahren, kurz dahinter geht auch noch eine Forstautobahn parallel zu einem ursprünglich genutzten Waldbahngleis den Berg hinauf. Dank 4x4 passt uns der Forstweg bestens und wir nehmen die "Verfolgung" der Züge auf. Ganz Unerschrockene sind wohl schon bis Paltin und weiter hinauf durch die Tunnel dem Schienenstrang gefolgt, da sollte man aber schon ganz genau wissen wann denn ein Zug oder anderes gleisgebundenes Gefährt unterwegs ist.
Doch nicht der ganze Tag soll der Bahn gehören. Wir biegen in ein Seitental ab und besuchen die frisch gebaute Holzkirche Valea Scradei. Noch mehrfach stellen wir verwundert fest, dass viele Dinge des normalen Lebens halbfertig wirken, aber Geld für einen Kirchenneubau vorhanden ist.
Laut der detaillierten Wanderkarte "Maramureslui" führt der Weg im Bogen zurück zur D18. Wir kommen auch noch ein gutes Stück bergan, aber einen Kilometer hinter der Hütte eines jungen Pärchens kneifen wir. Dass es steil und schräg wird, hatte der junge Mann schon angedeutet, mit einer Enduro wäre es eine der leichteren Übungen. Mit unserem kleinen, im Vergleich zu den hiesigen Patrols schwach ausgerüsteten Terrano, belassen wir es bei einer Wanderung zur Erkundung der Lage.
Zurück in Viseu de Sus gibt es einen kurzen Boxenstopp beim Melonen - Dealer, dann geht es weiter nach Baile Borsa. Die Straße dorthin ist uns viel zu gut, an großen leer stehenden Gebäuden und Altneubauten erkennt man den Ursprung als Bergbauort. Oberhalb des Städtchens erkunden wir die Überreste der Minen und ihrer oberirdischen Anlagen, erstaunlicherweise ist einiges verwahrt. Der folgende Weg steil hinauf zum Refugiu Montan Lucaciasa ist frisch repariert und problemlos zu befahren. Theoretisch müsste ein Durchkommen in Richtung Wassertalbahn (M?cârl?u) möglich sein, aber angesichts einer beim Rückweg potentiell problematischen Stelle und da wir am Morgen schon der Bahn gefolgt sind, reicht für heute der Offroadspaß
Pünktlich zum Barbecue sind wir zurück in unserer Pension. Zusammen mit unserer Vermieterin Anna, ihrem Mann (das Kirchenoberhaupt der Gegend), einem mit ihnen befreundeten Pärchen versuchen wir eine Unmenge an Grillfleisch zu verputzen. Die als Kaugummiersatz herhaltende Schweineschwarte ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, das restliche Essen aber lecker. Im wilden Sprachmix klappt auch die Verständigung ganz gut, diesmal sind wir über die Vielzahl eindeutiger Witze "im Beisein der Kirche" erstaunt. Der spezielle rumänische Spirit wird ausgiebig genossen und Schluss ist erst als die Flasche leer ist …
Am nächsten Morgen müssen wir trotzdem zeitig aufstehen, denn wir haben Karten für den ersten Zug. Als wir gegen halb neun am Bahnhof ankommen ist hier schon die Hölle los. Der Parkplatz ist fast gefüllt und nur mit ein wenig Glück bekommen wir noch zwei schöne Fensterplätze.
Unsere Lok "Elvetia" hat ganz schön mit dem langen Zug aus 7 Personenwagen + Gepäckwagen zu kämpfen, wie bereits gestern aus der Ferne erlebt, schafft sie es manchmal nur auf den letzten Kolbenschlag über den Brechpunkt oder aus der Kurve. Bis zum Endpunkt der Fahrt in Platin sind es knapp 21 km, zwischen Novat und Cozia gibt es einen Wasserhalt mit der Möglichkeit der Verpflegung aus dem Gepäckwagen. In Paltin ist alles perfekt organisiert. Die Einheimischen stürmen die Picknickplätze in der Sonne und holen ihren im Vorfeld gebuchten "Mixed Grill Teller" ab. Wir nehmen noch das kleine Museum und den rund 45 Minuten dauernden Rundwanderweg um den Bahnhof mit, leider versperrt der dichte Wald den Blick von oben auf die Bahn. Wir verpflegen uns auch, mittlerweile ist der 3. Dampfzug eingetroffen. Der touristische Verkehr führt dazu, dass die Draisinenbusse der werktätigen Bevölkerung warten müssen, mangels Platz werden die Touristenzüge auch weiter nach oben zur Abstellung gefahren. Die rundum Organisation lässt den Nostalgiker vermutlich das Flair einer "echten" Waldbahn vermissen, aber trotzdem macht das Erlebnis Wassertalbahn Spaß.
Nach 5 Stunden sind wir zurück am Ausgangspunkt. Wir finden unseren obligatorischen Schienennagel als Souvenir, um anschließend über Bogdan Voda nach Leud zu fahren. Eigentlich wollen wir dort die Kirche besichtigen und eine Dose heben, aber unser rechter Fensterheber entscheidet sich im geöffneten Zustand zur Arbeitsverweigerung. So wird das nichts mit dem Kirchenbesuch, dafür kommen wir an ein paar Hochzeiten vorbei.
Die Straße von Botiza gen Süden ist in unserem Atlas von 2006 noch weiß eingezeichnet, sprich eine Gravelroad, aber die EU hat bereits zugeschlagen und beschert uns einen neuen makellosen Asphaltbelag. Die Kurverei ist auch ganz nett, aber eigentlich war das anders geplant. In Greble haben wir auf Google Earth einen Track gen Osten Richtung Berg Tibles vorbereitet, aber anscheinend war ich beim Wegpunkt setzen etwas schlampig. Zielstrebig biegen wir in einen winzigen Weg nach links ab und durchqueren hinter dem Ort einen Bach. Die dort lümmelnde Dorfjugend ist aufgeschreckt, erst recht als wir schnurstracks den steilen Pfad den Berg hinauf ansteuern. Die Handys werden gezückt und wir werden erwartungsvoll verfolgt. Aber das ist dann wohl doch nicht der richtige Weg, statt Endegeländewendestelle müssen wir uns komplett geschlagen geben und eine ganze Strecke wieder zurück. Mal wieder wäre eine Enduro die tauglichere Wahl gewesen …
Zurück auf der Hauptstraße wird nach kurzer Strecke klar, dass wir zu zeitig abgebogen sind. Eine breite Schotterpiste führt uns erst bis zum Wald und dann bis zu unserer Zeltstelle Mina de Aur. Die dort versteckte Dose finden wir mal wieder nicht, dafür gelingt vorerst die Reparatur der Seitenscheibe und wir entdecken ein paar interessante Tierchen. Nach der kompletten Demontage des halben Autos, rütteln und klopfen und WD 40 (und vermutlich Glück) ist das gute Stück irgendwann wieder zu. Damit ist das Feierabendbier am Lagerfeuer redlich verdient und das Rauschen des Baches begleitet uns in den Schlaf.
Die beste Navigatorin hat am Morgen eine gute Nachricht: Von der Zeltstelle führt ein zugewachsener Weg den Berg hinauf. 4WD - L krabbeln wir durchs Unterholz bis zu eine Wanderhütte, wenige hundert Meter weiter ist nur noch zu Fuß oder zweirädrig weiter zu kommen. Das Ziel wäre Varful Tiblesului. Vorwärts, wir müssen zurück, eine Zeit später stehen wir wieder am heutigen Ausgangspunkt. Etwas unterhalb statten wir der Behausung der Holzfäller noch einen Besuch ab. Die treffen wir kurze Zeit später bei der Arbeit, freundlicherweise lotsen sie uns an ihren Gerätschaften vorbei. Auf dem Weg Richtung Dej folgen wir später einer lieblichen Schotterpiste, aber auch deren Tage sind gezählt.
Dej ist bekannt für sein Eisenbahnmuseum. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich um eine Eisenbahnwerkstätte, auf deren Gelände eine Vielzahl historischer Lokomotiven steht. Zur Einstimmung fährt gerade ein Mitarbeiter mit seiner Simson Awo nach Hause.
Einen Pförtner gibt es nicht, aber als wir freundlich mit der Kamera winkend ins Gelände laufen, werden wir von den Mitarbeitern noch ermuntert Fotos zu machen. So streifen wir kreuz und quer durch das Gelände, versucht das mal in einem deutschen Ausbesserungswerk oder einem amerikanisch geführten Industriebetrieb ….
Die Umgebung des Bahnwerkes hat mal wieder einen etwas morbiden Charme, das wird Richtung Stadtzentrum nicht wirklich besser. Das Auffüllen des Proviants sowie Kaffee und Kuchen am ersten Cafe des Ortes lassen wir uns aber nicht nehmen. Für die Übernachtung haben wir ein Plätzchen hinter Lelesti ausgesucht. Im Gegensatz zu den Daten im Netz empfängt uns auch hier eine neue Straße. Diese führt zu einer neuen Kirche, genauer gesagt zu deren geplanten Grundmauern. Leider haben uns die dunklen Wolken eingeholt, so fällt der Besuch der Ciceu Fortress kürzer als geplant aus. Unsere halbwilde Zeltstelle ist völlig verlassen und bietet aber sogar den Komfort eines Trockenklos. Das Trommeln des Regens begleitet uns bis zum nächste Morgen, glücklicherweise stehen wir unter einem strohgedeckten Unterstand.
Der Regen wird weniger und in Cluj Napoca kommt langsam die Sonne heraus. Als kompliziert erweist sich die Parkplatzsuche: Als wir endlich einen Platz gefunden haben, können wir nicht bezahlen. Die SMS - Variante ist uns zu kompliziert, für die Bezahlung mit Karte sieht der Automat zu windig aus und selbst in der naheliegenden Bar kann uns niemand ein paar Scheine Lei ins Hartgeld Bani umtauschen. Dafür ist der Tiefgaragenparkplatz unter "Billa" eine echte Erfahrung. Schön eng und dunkel gibt es nur eine gemeinsame Ein- und Ausfahrt auf eine zugeparkte Seitenstraße, aber mit ein wenig gutem Willen kann man sich arrangieren.
Cluj selbst ist eine schöne Stadt mit einer großen Kathedrale und vielen restaurierten Gebäuden. Angetan hat uns das etwas skurrile Apothekenmuseum, vor allem da zu unserem Besuch gerade ein paar Fotos mit einem historisch angezogenen Pärchen gemacht werden. Der ältere Herr am Einlass ist vermutlich einer der letzten Charmeure aus der KuK - Monarchie....
Die Weiterfahrt auf der Fernstraße 1 macht keinen Spaß, denn LKW - Fahrer und alle anderen Verkehrsteilnehmer haben es eilig und selbst mit plus 20 km/h ist man ein Verkehrshindernis. Nachdem wir mitbekommen haben, dass hier bei einer möglichen Aufsicht der Trachtengruppe freundlich gegrüßt wird, lassen wir uns notgedrungen mittreiben. Ziel ist Suncuius mit seinen vielen Höhlen. Mal wieder verwenden wir Tupperdosen als Zielpunkte. Die Pestera Vantului (Windhöhle) kann nur mit Begleitung innen besichtigt werden, bei der Pestera Ungurului haben wir Glück, dass wir noch kurz vor Feierabend über die Brücke gelassen werden. Während sich die junge Dame vom Einlass um wild kletternde Kids kümmert, haben wir die Höhle für uns. Wenn man sonst eher kleine Löcher gewöhnt ist, wird man hier eines Besseren belehrt und das wird sich in den kommenden Tagen nicht ändern.
Theoretisch könnte man auf der Wiese an der Höhle auch campen, wir fahren aber weiter nach Remetea. Der dortige perfekt eingerichtete Zeltplatz bildet für zwei Nächte unsere Basis zur Erkundung dieses Teils des Apuseni - Gebirges.
Vor Rosia steht eine alte Wassermühle. Der alte Müller ist ein wenig auf Touris eingestellt, führt uns durch die Mühle und spielt ein Liedchen auf dem interessanten Instrument. Dafür gibt es einen neuen Stift für das Gästebuch, ein Bierchen (Kippen haben wir nicht dabei) und eine Spende. Hinter Rosia führt die "schicke" Asphaltstraße durch die Cheile Albioarei, irgendwie hatten wir die Strecke von 2006 noch als Piste in Erinnerung. Dank Karpatenwilli haben wir eine detaillierte Karte der Schlucht und erkunden ein paar Löcher im Berg. Die Reste des Bauxitabbaus sind ganz gut zu besichtigen, oberhalb der Abkippstollen führen leer geräumte Stollen weit in den Berg. Bis auf ein paar vermoderte Ausbauten, einen Radsatz, Spinnen und einiger Fledis haben wir nichts Spektakuläres entdeckt.
Schnöder Asphalt führt uns nach Lazuri, nur ein Abstecher zum Cache "Near Rosia de Beius" bringt etwas Patina aufs Auto. Per Pedes durchlaufen wir entlang des Baches die Cheile Cutilor. Der ältere Bauer am Taleingang freut sich mit uns und auch der ältere Kuhhirte ist sichtlich erfreut über ein wenig Abwechslung. Auch in dieser Schlucht warten einige Höhlen aufs Erkunden, wir wählen nur die einfachen, die ohne Ausrüstung zu bezwingen sind.
Im Vorfeld hatte ich einen direkten Track vorbei an der Pestera cu Cristal din mina Farcu über Lazuri nach Sohodol rausgesucht. Die Aussicht ist genial, die Spuren der Traktoren sind aber abschnittsweise tief und man kommt im Falle eines Falles teilweise nicht aus den Hohlwegen heraus. Im Trockenen lässt sich der Weg mit dem Rennkamel aber gut meistern.
Von Sohodol nach Meziad ist der teilweise auf Wiesen nur noch zu erahnende Track deutlich einfacher, wobei auch hier an einigen Stellen etwas Luft unter dem Bauch hilft.
Zur Meziad - Höhle führt eine niegelnagelneue Asphaltstraße, unser Garmin kennt die Strecke nicht einmal als Piste. Die letzten Meter muss man laufen, seitlich vom Weg lugt das gigantische Eingangsportal zwischen den Bäumen durch. Wir haben Glück, denn einerseits erwischen wir die letzte Führung und andererseits erreichen wir zusammen mit der rumänischen Familie die gewünschte Teilnehmerzahl. Die beiden jungen Mädels vom Höhlenteam wirken nicht sonderlich motiviert, scheinen aber schon höhlenbegeistert zu sein , denn zwei Tage später laufen sie uns am anderen Ende des Gebirges erneut über den Weg. Die Meziad - Höhle ist gigantisch groß und man rutscht von einem interessanten Tropfsteingebilde zum nächsten. Die riesige Fledermauskolonie lässt sich durch uns Touris gar nicht stören. Wer deutsche Tropfsteinhöhlen gewöhnt ist, kommt hier aus dem Staunen nicht heraus! Unsere Mitreisenden übersetzen ein wenig für uns und vor allem die Tochter freut sich, ihre Sprachkenntnisse anwenden zu können.
Der neue Tag ist Offroadtag. Eine Abkürzung von Miziad nach Curatle stimmt uns ein, das Asphaltgeschlängel nach Stana de Vale ist eine kurzweilige Abwechslung, aber dann geht es richtig los. Am Anfang werden wir noch ausgebremst, denn ein Dacia der Forstverwaltung (natürlich kein Duster) zeigt vor uns, dass man wie üblich keinen Geländewagen braucht. Wir sind trotzdem froh Luft unter dem Kiel zu haben und lassen es, nachdem wir vorbei gewunken werden, ein wenig zügiger angehen. Die Dosen Varful Muncei, Belvedere Raia und Varful Piatra Calului weisen uns den Weg über das Hochplateau mit Weitblicken. Wie immer ist man nicht allein und ein Schäfer mustert uns neugierig bei unserer Suche nach der Dose.
Zurück gen Stana de Vale müssen wir nicht ganz, aber die erste Abkürzung zum Kammweg Richtung Boga endet ein paar hundert Meter nach einer kleinen Schlammsuhle mit durchdrehenden Rädern an einer sehr gerölligen steilen Auffahrt. Hatte ich es schon einmal erwähnt, mit einer leichten Enduro wäre das deutlich einfacher, aber auch nicht leicht geworden. Die an der Hauptkreuzung Vesper haltenden Holzarbeiter und Pilzsammler haben unser Wiederkommen vorausgesehen, aber die 20 Minuten Umweg haben sich trotzdem gelohnt. Der nächste Versuch den Kammweg zu finden klappt deutlich besser, die Piste ist gut und auch ein paar tschechische Reiseenduristen nutzen den Weg. Die rot - weißen Zeichen des Wanderweges begleiten uns für die nächste Zeit den Kamm entlang. Den Abstieg Richtung Cetadile Radesei hatte ich mir im Vorfeld als etwas tricky markiert, er klappt aber auch an der nur sehr selten von Autos befahrenen schmalen Stelle problemlos. Dank der Satellitenfotos und vernünftigen Karten von OSM und Co lässt sich im Vorfeld schon eine schöne Route zusammenbasteln.
Die Cetadile Radesei lässt sich Klasse an Ketten durchwandern. Der Rundwanderweg durch die geräumige Karsthöhle ist ein echtes Highlight und wird nicht nur von uns Touris genossen: Hier treffen wir die Mädels von der Meziad - Führungscrew wieder.
Die Hauptstraße gen Padis ist total verseucht mit neuem Bitumen, die Zeltwiese La Gradjuri auch in der Nachsaison gut belegt. Die sanitären Einrichtungen bestehen vorwiegend aus Tretminen im Wald, in der Hochsaison wahrscheinlich noch problematischer. Eigentlich wollten wir auch noch ein Stückchen weiter links den Berg hochfahren und dort zelten, aber der Weg ist leider versperrt. Wir bauen unsere Leinwandvilla auf, reparieren zum zweiten Mal den Fensterheber (ab heute muss die Seite zum Leidwesen der besten Navigatorin geschlossen bleiben) und wollen dann noch ein wenig wandern.
Auch als wir ein wenig weiter Richtung Südosten fahren, zeigt sich die Ankunft des "zivilisierten Europas". Viele der Waldwege sind im Gegensatz von vor 10 Jahren mit Schranken gesperrt, es gibt Verbotsschilder und vermutlich werden auch bald die ersten Michel wütend mit ihren Walking-Wanderstöcken auf alle Motorisierte zeigen.
Die Pestera Caput beobachten wir nur vom Eingang, mit Kletterausrüstung und Ahnung ginge es gut weiter. Das nächste Wanderziel ist die Cetadile Ponurului. Der Weg ist kernig, das Eingangsportal gigantisch, aber den Cache Fortress of Ponor finden wir nicht. Wahrscheinlich sind wir keine echten oder wahren Cacher, oder wir haben einfach nicht verstanden warum man an so spektakulären und recht einsamen Zielen die Dosen entweder ganz klein oder möglichst kompliziert verstecken muss. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass man nirgendwo allein ist und immer mal ein Beerensammler oder Schäfer vorbei kommt. Das ist uns aber ehrlicherweise egal, denn wieder einmal war dieses versteckte spektakuläre Ziel Lohn der Mühe genug. Zurück auf dem wilden Zeltplatz beobachten wir ein wenig die Revierkämpfe der ortsansässigen Hunde. Ein eigenes Lagerfeuer sparen wir uns, dafür werden wir lecker mit Schafskäse gefüllten Hefeteilen plus dem obligatorischen Ursus an einem der kleinen Imbisse verpflegt.
Unsere wanderfreudigen Nachbarn sind schon zur Schattenseite des Morgens wach, aber nach einer guten halben Stunde dampft auch unser Zelt in der Sonne. Wie in einem Panoramafilm ziehen erst die Schaf- und dann die Kuh-Herde durch das Camp.
Zurück auf der Hauptstraße könnte man bis Padis auch mit einem tiefergelegten Sportwagen fahren, aber dahinter startet endlich wieder eine Piste. Wir wechseln uns in der Führungsarbeit mit einem polnischen Pärchen auf einer Transalp ab. Lustigerweise suchen sie nach Asphalt - und wir dachten schon sie wären für die artgerechte Haltung der Reiseenduro extra weiter östlich gezogen. Die hinterletzte Waldarbeitersiedlung wirkt sehr rustikal und schon ist die erste Speicherkarte der Kamera voll, denn die pragmatischen Lösungen für die Holzverarbeitung sind einfach aber effektiv und des Fotografierens wert.
Auf halbem Weg Richtung Eishöhle Pestera Scarisoara ist die "vernünftige" Piste wieder vorbei und die Straßenbauarbeiter sind schon weiter bei ihrem für die Einheimischen so nützlichem Tun. Bei der Eishöhle finden wir einen typischen rumänischen Cache (ihr wisst schon, möglichst klein oder kompliziert) und verpassen dafür sogar unsere erste Führung. Dass es spät im Sommer ist, merkt man an den Temperaturen in der riesigen Höhle nicht, nur das eigentliche Eis hat sich etwas verschämt in den Hintergrund verzogen. Um uns herum wuseln ganz viele Mitbesucher, gut dass wir in der Nachsaison hier sind.
Nach einer leckeren Zwischenmahlzeit, diesmal ist der Hefeteig mit Waldbeeren gefüllt, dem Kauf einer lustigen Flüssigkeit (die sich später als Fichten- oder Kiefernadelextrakt herausstellt) und einem kurzen Abstecher zu einem Cache bei Gara de Sus versuchen wir oberhalb von Scarisoara und Runc einen Übernachtungsplatz zu finden. Doch die Gegend ist entweder zu dicht bewaldet oder zu sehr besiedelt. Als wir schon wieder ins Tal fahren wollen, finden wir einen schicken kleinen Steinbruch oberhalb einer Kirche als optimale Lösung (N 46.29.426, E 022.53.870). Ein hinterlistiges Brett, welches sich dekorativ unter dem Auto verfangen hat, ist nach etwas Sägearbeit entfernt und wird als Belohnung beim abendlichen Lagerfeuer geopfert. Wir weihen unseren neuen Klappgrill ein, opfern ein Steak dem Feuergott und legen es dann für die möglichen nächtlichen Besucher beiseite. Am nächsten Morgen ist es weg - unsere Überwachungsinstinkte sind anscheinend stadtgeschädigt, denn wir haben den "Schnitzelfuchs" nicht gehört …
Wir folgen dem gelb markierten Wanderweg, ein paar Kilometer weiter würde es eine offizielle Zeltmöglichkeit geben. Die ersten Reste der Waldbahn in Campeni sind ernüchternd, im Bahnhofsgebäude wohnen Zigeuner und von den Gleisen ist fast nichts mehr zu sehen. An der Hauptstraße steht dafür noch ein Waldbahnzug. Dass noch Betrieb gemacht wird, stellen wir später fest, in Abrud können wir noch die Holzversorgung der heutigen Touristenfahrt fotografieren.
Unser Ziel ist aber die Goldregion um Rosia Montana. Vor dem Besuch des Bergwerksmuseums nutzen wir die Zeit um ein wenig den Ort zu erkunden. Mit dem Hintergrundwissen, dass das Dorf eigentlich dem Goldabbau weichen sollte, sieht man diesen Mix aus leerstehenden, teils topp restaurierten, manchmal halbverfallenen Häusern und die 3D - Darstellungen von Zukunftsvisionen mit anderen Augen. Zwei junge Männer im Mad Max Outfit auf einem Quad folgen uns, aber anscheinend wollen sie nur ein Hinweisschild auf das an diesem Wochenende stattfindende Sunshine Festival anbringen.
Der im Ortskern "abgeparkte" Lastenmuli erklärt sich dann im Museum. Früher dienten die Tiere für die allgegenwärtigen Transportaufgaben des klassischen Bergbaus. Eine Sammlung von historischen Fotos aus den 20'er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gibt einen Einblick in eine harte Vergangenheit. Sieben Gramm Gold auf eine Tonne Gestein war der Lohn der späteren Arbeit im Tagebau, zu Zeiten der handgeschlägelten Stollen sah das wohl auch nicht besser aus. Bevor wir aber in den Berg eintauchen, drehen wir noch eine Runde um den Hausberg des Ortes, wohl dem der einen Geländewagen hat. Das Bergbaumuseum lebt von dem Enthusiasmus seines Führers, so viele Informationen in so kurzer Zeit können wir nur verdauen, da er die Führung zusätzlich für uns extra nochmal in Englisch erklärt. Leider sieht die Auswahl grubenbahntechnisch schlecht aus, die oberirdischen Dinge sind größtenteils entsorgt und Untertage kommt man - wenn überhaupt noch etwas dort steht - nach seiner Aussage nicht mehr heran.
Die versunkene Kirche von Gemana gehört in die Kategorie spezieller Reiseziele. Sie anzufahren ist schwierig, denn die geplante Einfahrt durch den riesigen Tagebau wird uns verwehrt. Dafür schickt uns der resolute freundliche Mann auf eine liebliche Abfahrt gen Detunata. Der Name kommt uns komisch vor, erklärt sich uns aber leider erst im zweiten Teil der Reise. Da kein Weg gen Kirche führt drehen wir wieder um und gelangen nach langer Reise zum Gegenstück der Kirche am Reschenpass. In die trübe Flüssigkeit des Klärschlammteiches möchten wir auf keinen Fall fallen und auch den Liebesbeweis des jungen rumänischen Pärchens in Form des Ganges über die Holzstege des roten Teils des "Sees" sparen wir uns.
In Zlatna kündet noch ein riesiger Schornstein von der ehemaligen industriellen Nutzung des Ortes, an vielen Stellen versucht man die Spuren der rauen Vergangenheit zu beseitigen. Ein positiver Lichtblick sind aus Eisenbahnsicht die drei als Denkmal abgestellten Lokomotiven.
In Karlsburg findet man im Stadtkern eine großzügige restaurierte Burganlage. Wir beobachten das sonnabendliche Treiben samt Schiroh und stellen mal wieder fest, dass anscheinend gute Lage einen guten Service ersetzen kann. Im Dunkeln geht es zum Ausgangspunkt des nächsten Teils unserer Reise, zur Pension Lunca Sibielului - damit ist der erste Teil der Reise vorbei.

 

Teil 2: Unterwegs in Rumänien mit der "Organisation für Reisen und Essen" ;o)

Von nun an müssen wir uns um fast nichts mehr kümmern, denn in der dritten Woche unseres Urlaubs sind wir mit www.karpaten-offroad.de unterwegs. Von nun an reisen wir zusammen mit Gerhard und Andrea in ihrem Känguru - Buschtaxi und Herry im Discovery. Nach dem Frühstück holt uns Paul mit "G" und Hündin Nanuk ab. Der erste Tag führt uns zum Einstieg ins Geländefahren um Pauls Heimatdorf Apoldo de Sus herum. Etwas abgelegen auf einer Alm im Wald Richtung Grint wohnt der Bürgermeister seines eigenen Reiches mit seinen Tieren. Warum soll er sich mit der verrückten Welt im Dorfe (oder seiner Frau?) rumärgern, wenn man hier das Leben eines Einsiedlers führen kann. Paul hat ein paar Lebensmittel im Gepäck und wir versorgen die Katzen mit ein wenig Futter. Heute ist ein guter Tag, denn kurz nach uns kommt die nächste Delegation. Dass die Idylle doch ein wenig trügt, bezeugen die Berichte von den deutlich einsameren Wintern.
Nach dem kulturellen Teil folgen etwas offroadigere Abschnitte, aber bis auf wenige Schlammlöcher ist es trocken und schön zu erfahren. Eine verbogene Stoßstange am Disco zeugt davon, dass es nicht zu einfach war, das Malheur lässt sich aber mit Manneskraft und einem Stein aus dem original rumänischen Bordwerkzeug - liegt dort überall rum - gut beheben. Ein Stück hinter dem Militärstützpunkt Grint (hier hätten wir schon wieder überlegt weiter zu fahren) öffnet sich der Wald zu einem großzügigen Bergpanorama. Das nun kommende Ritual begleitet uns in den nächsten Tagen: Pünktlich zur Mittagszeit werden die Tische und Stühle ausgepackt und es wird ausgiebig getafelt und wer möchte kann auch mit einem hochprozentigen Vor-, Zwischen- oder Nachspülen. So lange Pausen sind für uns eher ungewohnt, wir betrachten es somit als den Ruhemodus des Urlaubs.
Der Weg ins Tal ist auf den Wiesen kaum auszumachen und auch nach uns zeugen kaum Spuren von unserer Befahrung. Eine ältere Bäuerin erkennt Pauls Auto von weitem und kommt angeflitzt. Beim Schwätzchen werden ein paar Lebensmittel ausgetauscht, besonders freut sie sich über die Handcreme von Andrea. Vorbei an ein paar echten Eseln und verstreuten Hüttchen bummeln wir durch das liebliche Tal, um über den Ort Rod die Hügel hinab direkt zu Pauls Haus zu fahren.
Die Landschaft erinnert uns manchmal an verlassene ostdeutsche Truppenübungsplätze, die typischen Hohlwege zeigen aber, dass wir in Rumänien sind. Nach Pauls Fahrzeugwechsel auf den Trooper ("mein" Autoschrauber würde sich über den Isuzu sicher freuen) fahren wir zu unserem Übernachtungsplatz an einem Weinhang oberhalb des Dorfes. Während wir unser Zelt aufschlagen schauen wir schon ein wenig "neidisch" auf das Klappdach des Buschtaxis, umso mehr da sich der Himmel zunehmend verdunkelt. Als einfachere Variante hat es uns Herrys Disco besonders angetan, alleine kann man darin ohne große Ausbauten gut übernachten und er ist noch kurz genug, um wendig im Gelände zu sein. Wir messen später auch mal nach, zu zweit müsste es mit unserem Reiseequipment auch gehen. Schade, dass diese Discos mittlerweile schon in die Jahre gekommen sind…
Viel wichtiger als Gedanken über Autos ist die abendliche Versorgung. Mit Kettensäge und Trooper geht es einem vertrockneten Obstbaum zu Leibe, das Lagerfeuer des Abends ist gesichert. Nach einem üppigen Grillmahl verabschiedet sich Paul nach Hause. Wir nutzen die Zeit, um noch ein wenig am Feuer zu Quatschen. Unsere Mitfahrer sind wahrlich weit gereist, gespannt lauschen wir den Erzählungen, wobei wir nicht bei allen Situationen dabei gewesen sein wollen, wie zum Beispiel das hautnahe Erleben der Anschläge in Mumbai.
Am nächsten Morgen halten wir als Bodenschläfer und Zeltabbauer ein wenig den Verkehr auf, insbesondere da es Frühstück erst unten bei Paul gibt. Dort werden wir bestens versorgt, und wer möchte kann auch mal unter der Dusche verschwinden. Tagesziel ist das Apusenigebirge - Moment, da kommen wir doch gerade her…. Die neue Autobahn ist allerdings gesperrt und der ganze Verkehr rollt durch Apoldo de Sus. Wobei rollt nicht ganz korrekt ist, denn parallel dazu gibt es noch einen Streik der LKW - Fahrer. Dank Geländewagen juckt uns das nicht wirklich, wir wählen die nördliche Route über Feldwege und durch kleine Dörfchen. Das erste touristische Ziel hinter Teius ist die Cheile Rametului. Wir klettern ala Slovenski Rai ein wenig den Fluss entlang und bereiten damit unsere Mägen für die darauf folgende Siesta vor.
Etwas unterhalb im Tal bewirtschaften Nonnen das Kloster Ramet. Der Widerspruch zwischen der normalen Umgebung und der perfekt gepflegten Anlage zeigt uns wo die Kirche ihre Prioritäten setzt. Hinter dem Kloster führt ein feiner Pfad den Berg hinauf. Unser Weg ins Motzenland mit seinen typischen Häusern mit hohen Gras gedeckten Dächern ist staubfrei, denn die in der Entfernung sichtbaren dunklen Wolken waren schon hier. Wir lassen ein wenig das Wasser spritzen, die Wege haben aber fast alle einen festen Unterbau und sind problemlos befahrbar. Soviel Wasser verträgt das Rennkamel heute trotzdem nicht und es verabschiedet sich das rechte Rücklicht durch einen Kabelbruch. Das führt zu ein paar lustigen Lichtsignalen im Cockpit, lässt sich aber am Abend gut fixen.
Unterhalb von Detunata übernachten wir in einer Art Agrotourismo. Das Gelände sieht zwar etwas wüst aus, bietet aber von Trockenklo über Wasser- und Stromanschluss bis hin zur Outdoordusche (leider außer Betrieb, aber es regnet ja) alles was das Herz begehrt. OK, fast, denn ein paar mehr ebene Zeltstellen wären Klasse. Nicht zu verachten ist die robuste Anfahrt, der deutsche Wohnmobilist traut sich vermutlich nicht hier hoch. Die Geschichte hinter dem Übernachtungsplatz ist nicht so lustig, denn vor rund einem Jahr brannte das Haupthaus ab, mit einfachsten Mitteln schlagen sich die Beiden durch und freuen sich natürlich erst Recht über zahlende Gäste. Umso erstaunlicher ist, was sie uns alles an leckeren Speisen auftischen. Als dann zur vorgerückten Stunde noch Unmengen gefüllter Hefespeisen gebracht werden, sind wir froh, dass noch ein paar Kumpels von Paul auftauchen. Mit ihnen hat er die eine Karpatenhilfe (www.karpaten-offroad.de/4-x-4-touren/4x4-karpaten-hilfe/index.html) aufgebaut, heute helfen sie uns bei eher einfachen Dingen, es wird spät….
Es tröpfelt auf das Zelt, eine halbe Stunde vor dem Aufstehen geht es los. Damit fällt leider auch die kurze Wanderung zu "Detunata " aus, die spektakulären Basaltfelsen müssen wir uns wohl für eine spätere Reise aufheben. Irgendwie schließt sich hier auch der Kreis, denn von Rosia Montana im ersten Teil unserer Reise waren wir auch schon fast hier gewesen.
Pauls G macht Mätzchen und lässt sich kaum noch schalten, fürs erste muss Schmierstoff reichen. Die Straßenüberführung führt über Campeni bis Salciua de Jos und dort gen Süden auf den Berg. Die kurze Wanderung zum Wasserfall Vanatare Ponorlui ist eine willkommene Abwechslung vor der Mittagspause. Die nutzen wir gleich um unser nasses Zelt zu trocknen.
Vorbei an Frauen- und Männerklöstern und einsamen Bienenzüchtern machen wir ein paar Fotos auf dem Turburelul. Bei der Abfahrt holt uns ein kerniger Hagelschauer ein, spült uns aber nicht weg. Wieder G - nehmigen wir uns ein Päuschen und Herry versucht, die Kupplung des Wagens mit dem Stern nachzustellen.
Gegenüber unserem Straßenatlas von 2006 hat sich viel geändert, die beiden Klöster sind neu und auch das scheinbar alte Castle auf dem Weg Richtung Rimetea ist neu. Das nächste Ziel Coltesti wird zum Highlight: Zuerst speisen wir (etwas underdressed) in einem schicken Restaurant, der wahre Höhepunkt folgt danach.
Die Berge glühen in der Abendsonne und wir fahren westlich auf einen Nebenberg der Burgruine. Die Aussicht auf das Tal ist genial und auch dieses Mal heizt uns ein trockener Baum beim Lagerfeuer ein. Der Abend wird lang, der nächste Morgen bringt einen genialen Sonnenaufgang mit mystischem Nebel im Tal. Die Zeltstelle ist ganz großes Kino! Die Schäfer der Kuh- und Ziegenherden beäugen uns von ihrem Plauschplatz neugierig beim Frühstück, sind aber andererseits dankbare Fotomotive. Wir spenden den Hirtenhunden unsere von zu Hause mitgebrachten Steaks aus der Kühlbox, "unsere" Nanuk hat in ihnen auch wieder neue Freunde (oder Verehrer?) gefunden.

Im Dorf kaufen wir noch für den Tag ein, aber jetzt verweigert sich die Schaltung des G's unseres Guides wirklich. Auf direktem Weg fahren wir zurück nach Großpold. Alles ist nur eine Frage der Ausrüstung, Paul wechselt einfach auf seinen Trooper und wir drehen noch eine größere Runde durch Wald und Wiese. Vom Mittagsplatz im Wald haben wir einen großartigen Blick auf die Ebene um Apoldo de Sus und sind zum richtigen Zeitpunkt für ein Foto des Zuges auf der Brücke an Ort und Stelle.
Der Regen hat hier kaum Wirkung gezeigt und es staubt trotz des beschaulichen Tempos manchmal Paris - Dakar mäßig. Immer wieder anregend sind die Weitblicke ins Land. Getreu dem Motto "Organisation für Reisen und Essen" stoppen wir bei Calnic an einem großzügigen Restaurant am Berg. Die Papanasch (= Teigkrapfen mit Blaubeeren und Schmand) sind eine Versuchung wert.

Die Nacht verbringen wir wieder am Weinberg. Diesmal hat Oma gekocht und wir tun etwas gegen den bevorstehenden Hungertod.

Sepp kommt mit seinem kleinen Hund vorbei, ab Morgen wird er unser Guide sein. Paul muss zurück nach Deutschland. Der kleine Lemmy wird vom weiblichen Teil unserer Tour sofort ins Herz geschlossen und wuselt die kommenden Tage zwischen uns herum.

Nach dem Auffüllen der Vorräte führt uns eine Piste an einem Holzskulpturenpark "im Nichts" vorbei. Für unseren Wunsch, ein wenig im Wasser zu spielen, hat Sepp eine passende Stelle, am Vortag war er hier noch mit seiner KTM vorbei gekommen. Wir wässern unseren Terrano ausgiebig und Herry packt einen ordentlichen Stein als Mitbringsel ein; und wir dachten schon, unsere Sammelwut nach Schienen und Schienennägeln wäre etwas Großzügiges ….

Wenn man Ausrüstung hat, sollte man sie auch nutzen. Das Känguru hat eine Winde und die erweist sich beim Bergen aus dem Bach als hilfreich. Nichts ernstes, aber eine spaßige Angelegenheit, um den Reisedampfer am Haken des Landys herauszuziehen und ein paar Aktionsfotos zu schießen.
An einem alten Nadelbaum mit Gendefekt - die Äste wachsen nach unten aus dem Stamm - machen wir kürzer Mittag. Obwohl wir dem Feuerwasser noch gar nicht zugesprochen haben, kreieren wir die Geschäftsidee eines "Akkudings mit Dosenöffner" für Frauencamps, nur habe ich leider nicht aufgeschrieben worum es bei der Idee unserer Frauen eigentlich ging …. Dass wir an der Stelle ohne Guide vorbei gefahren wären, muss ich wohl nicht erwähnen.
Über das schon bekannte Militärlager Grint und Jina kommen wir rechtzeitig zu unserer Zeltstelle mit epischem Ausblick. Während wir einen Spaziergang um den Berg vorbei an Schäfern und dem einsamen Dammbauer machen, kommt Paul vorbei. Die abendliche Grillplatte ist wie immer imposant, die quasi während der Fahrt gefundenen Pilze werden gleich mit verarbeitet. Paul verabschiedet sich endgültig und am leicht rauchigen Lagerfeuer vernichten wir die stillen Reserven.
Für den letzten geplanten Tag empfängt uns der Morgen mit besten Bedingungen zum Zusammenpacken. Strahlend blauer Himmel und leichter Wind haben das Zelt komplett getrocknet. Seppi hat schon einen Morgenspaziergang gemacht und unterhalb unseres gestrigen Spaziergangs frische Bärenspuren gefunden. Logisch, dass wir uns das anschauen müssen. "Herr Ursus" war beim Pflaumen pflücken wohl etwas schwer, hat Äste abgeknickt und Kratzspuren am Stamm hinterlassen, als Krönung gibt es noch ein paar seiner "Haufen". Für uns war das Gebiet doch noch recht bewohnt, nun wissen wir erst Recht warum die Schäfer eingezäunte Gatter für ihre Tiere und Hunde mit Holz um den Hals haben.
Nach ein paar lustigen Sackgassen und der Erkenntnis, dass Elektrozäune kribbeln, geht es zurück nach Jina. Wieder kommen wir an den alten Mütterchen mit dickem Holz und Reisigbündeln auf dem Rücken vorbei. Trotz ihrer Last - wir würden wahrscheinlich darunter zusammenbrechen - winken sie bei unserer Vorbeifahrt freundlich zurück. Man weiß nicht wie alt sie sind, aber man stelle sich eine solche Situation mal mit einem mitteleuropäischen Rentner vor.

Irgendwie ist es bizarr - wir suchen und finden unseren Spaß im Gelände und die Einheimischen erkämpfen ihren Lebensunterhalt.
Am Bachbett zum Spielen fährt sich der Landy leicht fest, ein weiterer guter Grund für den Einsatz der Winde und ein paar lustige Bilder kommen dabei auch heraus. Leider stellen wir dabei am Toyota ärgere Probleme an der vorderen Starrachse fest, das linke Vorderrad lässt sich in mehr Richtungen als gewünscht bewegen. Drei Bolzen sind lose, einer ist schon verloren. Es ist der letzte Tag und bevor wir uns in einer Feldreparatur versuchen, fahren wir in eine 4x4 Werkstatt in der Nähe der Autobahn Richtung Sebes. Nachdem die Diagnose Lagerschaden fest steht und wir auch nicht weiter helfen können, machen wir uns etwas eher auf den Rückweg von rund 1600 km. Wir stoppen auch nochmal kurz, um unsere Schrauben der manuellen Freilaufnaben nachzuziehen und dann heißt es fahren, fahren, fahren.
Der Grenzübertritt hinter Arad ist intensiver als in der Vergangenheit, aber nach einer guten Stunde haben wir es geschafft. Mal wieder freut sich der Grenzer und erkennt gleich, dass wir harmlos sind und nur zum Offroad - Spielen in seinem Land waren. In Szeged (ohne Gulasch) kommen wir in einem Motel unter, am Morgen leuchtet die Bremskontrollleuchte. Der optische Check zeigt nichts (es ist auch nass draußen), mit der Vermutung verschlissener Bremsbeläge hinten fahren wir los und füllen an der nächsten Tanke Bremsflüssigkeit nach.
Durch Ungarn, Slowakei geht die Reise bis in die Tschechei. Beim Abfahren auf die Autobahnraststätte bei Jirice muss ich beim Bremsen pumpen, der Druckpunkt wandert und die Kontrollleuchte geht wieder an. Es regnet immer noch, so ist nichts zu sehen, aber so kann es nicht weiter gehen. Dafür sind wir ja im Autoclub, wir rufen den ACE und 45 Minuten später steht der Abschlepper bei uns. Er bringt uns zu einer kleinen Werkstatt in Jirice, der feuchte Fleck am linken Hinterrad offenbart auch die Ursache des Problems: Die Bremsleitung hat sich an der Starrachse durchgescheuert. Es ist Samstagnachmittag, aber die Jungs von der Werkstatt sind echte Helfer in der Not. Erst organisiert der Abschlepper einen jungen Mann, der etwas Deutsch kann (unser Tschechisch ist nicht vorhanden und Englisch klappt auch nicht), der macht sich an die Arbeit, fährt zu einer anderen Werkstatt und bastelt eine neue Leitung.
Nach insgesamt drei Stunden ist die Inkontinenz behoben und wieder heißt es fahren, fahren, fahren. Die verlorene Zeit beschert uns eine weitere Übernachtung bei Leipzig, aber irgendwann stehen wir wieder zu Hause und nun müssen wir wieder auf den nächsten Urlaub warten.

Das obligatorische Nachwort:

In dem Urlaub haben wir bei unserer Fahrt durch 7 Länder rund 4800 km unter die Räder genommen. Der Weg gen Osten ist schon lang - lohnt sich aber. Unsere übliche Zählung Lada Niva zu Katzen wurde durch Panjewagen ergänzt und endete 82 : 59 : 120 - bei unserem Urlaub 2006 in Rumänien waren es noch über 400 der klassischen Verkehrsmittel.
Im Gegensatz zu vergangenen Reisen verzichten wir dieses Mal auf genaue Angaben zu den Tracks oder Übernachtungsplätzen. Gerne haben wir die Infos zu vergangenen Reisen weiter gegeben, aber eine positive Reaktion im Nachhinein bekommt man in den seltensten Fällen. Außerdem steigert die eigene Planung die Vorfreude auf die Reise ;o)
Für die Einheimischen und für viele Touristen sicher ein Segen, ist es für uns eher ein Fluch: Auch tief im Osten setzt sich der zentraleuropäische Gedanke immer mehr durch. Der Anteil der nichtasphaltierten Wege sinkt ständig, die Anzahl von Verboten nimmt zu. Wir versuchen durch bewusstes Verhalten kein Öl auf die Mühlen zu gießen, aber vermutlich hilft nur Eins: Jetzt noch in diese Richtung fahren, später ist es dort wie überall…
Eine perfekte Einstimmung für eine Reise nach Rumänien ist die Seite von Karpatenwilli, so viele Anregungen kann man gar nicht umsetzen.

Mit Paul/ Sepp haben wir seit längerem Mal wieder an einer organisierten Tour teilgenommen. Großer Vorteil eines quasi einheimischen Guides sind die Sprachkenntnisse und die zusätzlichen Hintergrundinfos. Durch Sepp haben wir viele interessante Sachen über die Natur erfahren. Das gemeinsame Sitzen am Lagerfeuer macht Spaß und man lernt Gleichgesinnte und interessante Geschichten kennen. Andererseits haben wir im Laufe der Jahre unseren eigenen Reiserhythmus entwickelt. Mit etwas Vorbereitung kann man sich dank www und Reiseführer gezielt die interessanten Stellen heraussuchen und nach Lust und Laune anhalten - außer man hat mal wieder den Zeitplan zu eng geplant. Essen ist bei uns (noch?) nur Mittel zum Zweck, im Urlaub liegen unsere Prioritäten auf dem Entdecken. Erwartete härtere Offroadstrecken als Alleine sind wir auch in der Gruppe nicht gefahren, war auch nicht das Ziel. Allerdings sind wir alleine schon etwas zügiger unterwegs. Für einen problemlosen Kurztrip nach Rumänien können wir Paul und Sepp vorbehaltlos empfehlen. Wer Lust bekommen hat mit Paul das Land zu durchstreifen oder auch seine Rumänien - Hilfe zu unterstützen, sollte mal auf seiner Homepage karpaten-offroad.de vorbei schauen. Für die endurolastigen Offroadfreunde ist Sepp genau der richtige Ansprechpartner.

Unser Rennkamel hat sich auf der Reise wacker geschlagen. Erstaunlicherweise sind die neuen BFG AT's an der Seite etwas breiter, denn erstmals zeigen sich Schleifspuren im hinteren Radkasten. Verschränkungen bis zum Anschlag hatten wir im Urlaub öfters, umso erstaunlicher ist, dass die Koppelstangen diesmal vorne nicht klappern. Die Verstärkten scheinen echt was genützt zu haben.

Die Malessen mit dem Fensterheber bestärken uns in der Ansicht, dass in einem Auto nur das absolute Minimum an Elektrik sein sollte, die durchgescheuerte Bremsleitung zeigt, dass man bei einem "Wagen im besten Alter" auch einen Blick nach eher unauffälligen Bauteilen richten muss. Unsere Traumwagen Buschtaxi und "G" haben sich leider auch nicht mit Ruhm bekleckert, schwer ist im Gelände ein Nachteil und in manchen Fällen ist sogar eine "Mädchenachse" haltbarer als eine Starrachse. Als erste Konsequenz bekommt der Terrano nach dem Urlaub die benötigte Pflege, eine erneute Rostvorsorgekur und einen neuen Spritzschutz für die Rücklichter, auf das er uns noch lange erhalten bleibt. Irgendwie ist es ja auch schön, wenn man am Ende einer Reise mit seinem Transportmittel noch zufrieden ist….

PS: Unserer besonderer Dank geht an unsere Mitreisenden und Organisatoren des zweiten Teils für die angenehme Zeit und die Bilder/ Videos!