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Die Anreise und der Süden Albaniens
Nach dem DRZ – Treffen 2011 haben wir uns für Anreise nach Albanien Zeit gelassen. Nach öder Autobahnfahrt ist der erste Etappenort Hochgurgl im Ötztal. Bei strahlendem Sonnenschein können wir am nächsten Morgen das obligatorische Timmelsjoch in Angriff nehmen, um dann auf kleinen Straßen Venedig anzusteuern. Ein erwähnenswerter Stopp ist Le Campe im Valle Imperia mit den Resten einer alten Eisenbahnlinie und museal hergerichteten Relikten des Kupferbergbaus. Fahrerisch interessant ist die Querung der parkhausähnlichen Tornatis des Passo de Sant Boldo – da sind wir selbst auf der Straße froh nur ein kleines Auto zu haben. Östlich von Venedig in Jesdo finden wir (vermutlich glücklicherweise) keinen Platz auf dem ersten (fünfsternigen) Campingplatz des Ortes. Stattdessen nächtigen wir nur wenige Kilometer weiter auf dem Camping Silva, der seinen Preis (2 Personen/ Auto/ Zelt mit Strom = 17€) wert ist. Nach kurzem „Füße waschen“ im Meer und campinggemäßen Abendessen ist der Tag auch schon wieder vorbei.

Den nächsten Morgen können wir ganz entspannt angehen. Die rund 50 km bis zum Fährhafen sind schnell hinter uns gebracht und etwas zeitig (gegen halb elf) checken wir am Minoan Terminal ein. LKW, Hundebesitzer und Wohnmobile sind in der Überzahl, aber unser besonderes Interesse weckt „Jack Cousteau“ in seinem Dangel 4x4. Es stimmt also doch, dass Albanien derzeit die Alternative zu Nordafrika ist.

Schon halb Zwölf beginnt das Einladen und wir müssen uns mit dem Köcheln unserer Suppe sputen. Trotzdem sind wir nach Anmeldung an der Schiffsrezeption und Schlüsselübergabe erst gegen eins in unserer Kabine. Pünktlich 14:00 Uhr startet die Fähre zur „Stadtrundfahrt durch Venedig“, um sich dann doch auf den Weg gen Griechenland zu machen. Die eigentliche Fahrt verläuft sehr ruhig und dank mitgebrachtem Proviant sparen wir uns das Abendessen an Bord und können Baguette und Käse im Seewind genießen. In unserer Doppelkabine entschlafen wir ruhig in das Tal der Träume.
Die eine Stunde Zeitumstellung zu Griechenland können wir uns sparen – denn ab Albanien gilt wieder MEZ. Am Donnerstagmorgen legt die Fähre überpünktlich in Igominitsa an. Genau 11:30 rollen unsere AT's aufs griechische Festland und nach kurzem Einkauf düsen wir die wenigen Kilometer zur Grenze. Die Straßen sind großzügig ausgebaut. Die Abfertigung auf griechischer (nur ein Blick in die Pässe) und albanischer Seite (zusätzlich Fahrzeugpapiere) geht schnell und problemlos.
Den neuen Asphalt verlassen wir schon im ersten Ort, nach links in einen unscheinbaren Weg ausgeschildert! in Richtung Butrint. Die als Seelenverkäufer verschriene klapprige Seilzugfähre bringt uns kultig und problemlos zu den archäologischen Ausgrabungsstätten. Im Schatten der Bäume lässt es sich aushalten und die Reste des Theaters, der alten römischen Häuser und das Castel auf der kleinen Halbinsel lohnen einen Abstecher (und bringen Kulturpluspunkte …).
Zurück auf neuem Asphalt – hoffentlich geht das nicht überall so – machen wir Stopp in Sarande zum Geldtauschen und Tanken. Auch weiter Richtung Westen wird die Straße gebaut und die breiten Schotterpisten sind unspektakulär. Dafür ist der „alte“ Asphalt mit Vorsicht zu genießen, denn selbst mit korrektem Luftdruck fangen die Reifen zeitig an zu quietschen.
Mit einem kleinen Obolus dürfen wir zum Syri i Kalter fahren. Dieser Quellfluss hat die versprochenen „nur“ 10°C und das kann man bei dem perfekten Wetter schon mal mitnehmen. Als besondere Attraktion erweist sich dann der hauseigene Tiger des hinteren Restaurants, der ein sehr eifriger Jäger ist.
Die 50 km Luftlinie bis zur aus dem Internet bekannten „einsamen“ Zeltstelle am Meer (Einfahrt N 40.10.501, E 19.36.309) werden trotz Ausbaustrecke dann doch 100 km und gute 2 Stunden. Die Zeltstelle am Meer ist ausreichend einsam – sprich wir finden noch ein Singleplätzchen ohne direkten Nachbarkontakt.
Die Wärme treibt uns am nächsten Morgen recht zeitig aus dem Zelt. Mann, wie warm muss es dann hier im richtigen Sommer sein. Nach gemütlichem Frühstück und Zeltabbau müssen wir erstmal ins Meer zum Abkühlen. Das passt schon – viel Strand für ganz wenig Leute!
Mittlerweile trollen sich auch unsere entfernten Nachbarn: die Tschechen im sportlichen Golf, ein Landcruiser, ein runder Hippie VW – Bus und ein gelber T3. An der Ausfahrt treffen wir letzteren wieder. Irgendetwas hat gefehlt, auf jeden Fall hängen sie in der „Verschränkungspassage“ fest (erstaunlich, dass der VW durchkam…). Als erste gute Tat des Tages helfen wir der Kleinfamilie, die schon 7 Wochen in Osteuropa unterwegs ist. Natürlich liegen Bergegurt und Schäkel ganz unten, aber im geordneten Haushalt findet sich alles an.
Bei Himare werfen wir von weitem einen Blick in den ehemaligen U – Bootbunker und von Nahem in die Ali Pascha Festung auf der Minihalbinsel am Meer. Die 200 Leke sind gut angelegt, denn die ganze Anlage ist im guten Zustand (wenn auch fast schon etwas zu sehr leergefegt).
Bei Borsh geht es in die Berge. Der erste Versuch endet nach ein paar coolen Wasserdurchfahrten – die waren im Albanienhandbuch gar nicht beschrieben – bei ein paar Bauarbeitern am Berg. Die weisen uns den richtigen Weg nach Corraj und so gibt es nochmals eine Unterbodenwäsche.
Auf den Spuren der Route Rot 19 aus dem Albanienhandbuch genießen wir die „epischen Ausblicke“ bei der Fahrt durch die Berge. Hinter Kuc hört der 4x4 Spaß leider wieder auf und auf mehr oder weniger Asphalt geht es links/ rechts/ hoch/ runter weiter. Tempo machen ist echt nicht drin – vor allem da uns immer wieder mal ein König der Landstraße in seiner Mercedes Limousine auf den schmalen unübersichtlichen Sträßchen entgegen kommt. Bei der Pause an dem neben der Straße fließenden kühlen Flüsschen beobachten wir einen Minifrosch beim Bewachen seines Laiches, doch – irgendwie idyllisch. Unterhalb von Kote führt uns die Route 18 wieder gen Osten. Nach kurzer Zeit geht der Asphalt „endlich“ wieder in Schotter über und mit genialen Aussichten ist am Hang langcruisen angesagt. So schön wie die Piste auch wieder ist – z.B. warten bei Amalia besondere Aussichten – irgendwie rinnt uns die Zeit durch die Finger. Die Lehre des Tages ist simpel: Nimm Dir in Albanien nicht zu viele Kilometer vor, vor allem nicht Luftlinie. Die rund 250 km des Tages waren dann doch stressig! Das wir überhaupt soviel geschafft haben, lag an dem hinter Turan einsetzendem Asphalt. Pünktlich zum Sonnenuntergang treffen wir am Fischrestaurant „Peschku“ hinter Leskovik ein (N40.12.863/ E20.38.766).
Bekannt ist die Stelle aus dem www durch die freie Campingmöglichkeit mit Toilette und fließend Wasser, ein paar Hütten zur Vermietung und natürlich das Fischrestaurant. Die fangfrischen Tierchen sind dann auch das Festmahl zu unserem heutigen Hochzeitstag. Am späteren Abend schauen dann noch ein paar Pferde vorbei – dann ist Nachtruhe.
Nach dem Aufstehen und Zusammenpacken (ver)heben wir kurz den GC2AEXN „Einer von den 700.000“ oberhalb des Restaurants. Diese kleinen „R2D2“ (Starwars – Experten erkennen sicher die Ähnlichkeit) stehen praktisch überall im Land herum und zeugen von der Paranoia des ehemaligen Landeschefs Enver Hoaxter. Zurück auf dem Kurvengeschlängel ist der erste Haltepunkt das Örtchen Erseke. Die Grundversorgung ist perfekt gesichert – nur in der Post bekommen wir keine Briefmarken. An der Tanke am Ortsausgang füllen wir den „Höcker“ unseres Rennkamels und müssen das Einzige mal beim Bezahlen etwas genauer hinschauen – 700 Leke selbst einbehaltenes Trinkgeld für den schlitzohrigen Tankwart sind dann doch etwas gut gemeint.
Irgendwann geht es dann rechts nach Drenova ab. Zuerst inspizieren wir das alte Grubengelände rechts oberhalb des Ortes (N40.34.15/ E 20.48.451) und dann die links oberhalb des Ortes liegenden Reste der aus youtube bekannten ehemaligen Grubenbahn mit "Lichtbogensteuerung". Die Überreste der Anlage sind teilweise noch vorhanden und dank dem Webmaster von www.tagesbruch.de brauchten wir nur die Koordinaten (N 40.35.180/ E 20.48.537) suchen. Bergbau wird hier scheinbar schon länger nicht mehr betrieben. Das Mundloch ist noch offen, aber das geisterhaft wirkende Umfeld – inklusive eines betrunkenen? Bergmannes - lädt uns nicht wirklich zum langen Verweilen ein. Aber interessant wäre es schon…
Den Weg weiter Richtung Berge folgend kommen wir nach einigen Kilometern zum „Mammutfelsen“ (N 40.35.419/ E 020.50.859, rund 1500 m Höhe). Im Felsen sind, wie üblich, Aktivitäten einer ehemaligen militärischen Nutzung zu finden, davor eine geniale Zeltstelle. Bei Regen möchten wir die Piste hierher nicht probieren, denn teilweise tiefe Spurrillen und anscheinend lehmiger Boden sind nicht die optimale Konstellation. Im Inneren des Felsen entdecken wir anhand ihrer Häufchen noch Fledermäuse und irgendein anderes Tier verschreckt uns durch gefährlich klingendes Fauchen.
Keine Menschenseele weit und breit und selbst zwei vorbei reitende Einheimische bemerken uns nicht. Den Abend lassen wir bei einem gemütlichen Lagerfeuerchen ausklingen. Die Nacht legt sich über das Land, einmal noch blitzen ganz hinten am Horizont ein paar Scheinwerfer auf, dann ist fast absolute Stille.
Eigentlich wollen wir eine Runde durch den Drenova Nationalpark drehen, aber der vielversprechende Weg weiter hoch in die Berge endet irgendwann am höchsten Punkt bei einem Militärposten. Laut des jungen Soldaten geht es hier nicht mehr weiter – da ist zwar ein Weg Richtung Dishnice, aber der Zufahrtsweg ist mit einem Erdwall gesperrt und ist anscheinend „Privat“. Also hoppeln wir die rund 12 km zurück nach Drenova.
Korca ist eine richtig große Stadt und wir bunkern erst ein wenig Geld an einer Raiffeisenbank und dann leckeres frisches Weißbrot direkt in einer unscheinbaren Bäckerei an der Ausfallstraße der Stadt. Die Anfangs bestens ausgebaute Landstraße Richtung Pogradec scheint unserem Terrano nicht zu gefallen – widerwillig klappert er mit der ersten ausgeschlagenen vorderen Stabibuchse.
Wir wollen auf der Nordseite des Ohridsees übernachten und reisen deshalb (problemlos mit Pässen, Fahrzeugpapieren und natürlich uns selbst) nach Mazedonien ein. Halb um den See rum finden wir hinter Ohrid bei Strugo eine Bleibe auf dem ausgeschilderten „Autocamp“. Der Platz ist bis auf ein paar einheimische Dauercamper recht leer. Der junge Mann von der Rezeption hatte irgendwas von einem neuem Sanitärbereich auf der linke Seite des Platzes erzählt, aber das was wir an der vermuteten Stelle finden, entspricht eher den allseits bekannten Vorurteilen über Osteuropa. Aber als ich mit dem Duschhandtuch losziehe, wendet sich das Blatt. Unsere freundliche Wohnwagennachbarin weist in Richtung des (geschlossenen) Restaurants Richtung Seeufer – ah, hier sind die versprochenen angenehmen Duschen und WC's.
Wir lassen uns die Sonne auf den Pelz brennen, baden (ein wenig wie Balaton, nur klarer) und flanieren am Ufer entlang. Das Umfeld ist teilweise etwas rustikal und auf Grund der Nachsaison sind auch nicht mehr alle Imbissbuden/ Strandcafes geöffnet. Frei nach dem Motto „Ist das ihr Hund?“ begleitete uns eine der Promenadenmischungen des Zeltplatzes.
Mit Hund geht es auch am nächsten Morgen weiter – scheinbar musste einer von ihnen unbedingt unseren Zelteingang markieren. Dabei hätten wir den Ausgang auch selbst gefunden – na lecker… Nachdem wir die Rushhour in Strugo voll ausgekostet haben – ups, einmal nicht aufgepasst und schon steht man in der Fußgängerzone/ auf dem Markt – sind wir auch schon wieder in Albanien.
Erstes Tagesziel ist Perrenjas. Bis auf ein paar Läden, die Reste von Industrieanlagen (inklusive einer alten Mine) eher unauffällig, verbirgt sich für den Eisenbahninteressierten der Schatz auf dem talseitigen Bahnhofsgelände. Hier rottet die gefühlte Hälfte des albanischen Rollmaterials – bestehend aus vielen alten tschechischen Lokomotiven, einer ex. DB V200 sowie ehemaligen österreichischen und italienischen Reisezugwagen – vor sich hin. Was mögen wohl die einheimischen Bauern von uns komischen Touris denken???

Weiter geht es nach Librazhd, ein quirliger Ort mit ordentlichem Gedränge auf den Straßen (und einem Bahnhof). Beim Geldtauschen in der obligatorischen Raiffeisenbank konnte ich mich fast wie ein Staatsgast fühlen, so wurde ich umsorgt.
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