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Teneriffa
- Insel des ewigen Herbstes? (März
2015)
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Der
Winter in Deutschland wurde seinem Namen mal wieder nicht gerecht, trotzdem
zog es uns Mitte März 2015 in die Sonne auf eine der Inseln des ewigen
Frühlings. Die Wetterdaten kurz vor unserer Abreise stimmen uns hoffnungsfroh,
Sonne und bis zu 30° klingen fast schon nach zu viel des Guten. Aber
der Wettergott will uns vor einem Hitzschlag schützen, damit bleiben
um die 15°an der Küste und ein eher bedeckter Himmel übrig.
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Puerto
de la Cruz ist für die kommenden Tage unser Basislager. Autovermietungen
gibt es hier wie Sand am Meer, aber leider bestätigte sich die vorherige
Suche im Internet: Kleine Allradler ala Suzuki Jimny sind anscheinend
vom Aussterben bedroht, der Schwerpunkt liegt eindeutig im Bereich klassischer
Kleinwagen. Wir haben Glück und finden für die kommenden Tage
noch einen dreitürigen Jeep Wrangler Sport. Die deutschen Autoclubs
würden die flüchtige Übergabe und die fast abgefahrenen
Reifen bemängeln, uns macht allerdings eher das fehlende Bordwerkzeug
Sorgen. Schon bei einem Plattfuß wären wir auf fremde Hilfe
angewiesen. Andererseits ist das Auto nur 3 Jahre und weniger als 50 Tkm
jung, der Vermieter verweist auf die Erreichbarkeit per Handy und im Falle
eines Falles ist man auf so einer kleinen Insel immer in der Nähe
der Zivilisation. Im Nachhinein sind wir mit unserer Wahl von Auto und
Vermieter zufrieden, denn technische Ausfälle oder Probleme hatten
wir nicht. Das man sich mit der Nutzung des Mietwagens abseits des Asphaltes
in einer Grauzone befindet, war uns bewusst. Mit dem geeigneten Auto fühlen
wir uns allerdings an manchen Stellen sichtlich wohler als die Mieter
der uns entgegenkommenden Kleinwagen und wir nutzten Spielraum nach oben...
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Unser
Auftrag ist klar - wir wollen die Insel erkunden. Die anfänglichen
Bedenken einer Überregulierung bestätigen sich glücklicherweise
nicht, im Gegenteil, wir werden sogar positiv überrascht. Außerhalb
des Teide Nationalparkes gibt es ausgewiesene Pisten, die beispielsweise
nur mit Allradler, Quad oder Enduro befahren werden dürfen. Damit
fallen für uns die Sperrungen vieler der kleineren Wege für
motorisierte Fahrzeuge, Reiter und gar Mountainbiker nicht so stark ins
Gewicht. Trotzdem muss man sich darüber klar sein, dass die Insel
auch kein Offroader - Paradies mehr ist.
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Bei
der Auswahl der Ziele kommt uns unser anderes Hobby zur Hilfe. Geocache
liegen an vielen versteckten Orten der Welt, die man ohne die "Tupperdosen"
wohl kaum finden würde. Das sich damit die Anzahl echter Geheimtipps
deutlich reduziert, ist die Kehrseite der Medaille.
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Frohen
Mutes geht es ab ins Gemüse. Beim Observatorium Montana de Izana
biegen wir von der TF 24 erstmals von der Straße auf eine Piste
gen Süden ab. Durch die noch in den Wolken versteckte Vulkanlandschaft
fahrend, öffnet sich kurze Zeit später ein Blick auf eine grandiose
Vulkanlandschaft. Rechter Hand wacht der Teide über uns und wir schlängeln
uns überwiegend offroadig zur Staumauer des Embalse de Rio. Dank
des 4x4 können wir uns einen Großteil des beschriebenen Anmarschweges
sparen. Etwas oberhalb des trockenen Stausees vergnügen sich die
Kletterer. Auch wir klettern von Station zu Station des Multi-Caches und
haben so einen Blick von allen Seiten auf das Bauwerk. Das eigentliche
Highlight ist allerdings der Bonus. Er führt uns in die Tiefen der
Staumauer und bewaffnet mit guten Lampen erkunden wir die verschiedenen
Ebenen im Inneren des Betonkolosses. Als erfolgreiche Schatzsucher haben
wir uns anschließend den Café con Leche redlich verdient.
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Nicht
weit entfernt wartet ein altes kanarisches Farmhaus auf einen Besuch.
Die ehemaligen Besitzer haben sich angeblich schon vor Jahren nach Venezuela
abgesetzt. Übrig geblieben ist ein verlassenes Grundstück mit
großzügiger Bebauung und weitläufigem Ausblick. Eine neu
asphaltierte Straße führt fast bis zur Casa, die letzten Meter
lassen sich am besten 4WD - L bewältigen. Den eigentlichen Cache
kann man nur per Pedes erreichen. In einer der so typischen Höhlen
werden wir fündig. Anschließend erkunden wir noch ein wenig
das Anwesen, mit ein wenig Farbe ist es bei einer Renovierung allerdings
nicht getan.
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Asphaltig
statten wir dem Montana de Roque unterhalb des Teides einen Besuch ab,
geraten dabei allerdings voll in die Bus - Rushhour der Mittouristen.
Dass es außerhalb der Stoßzeiten deutlich ruhiger wird, erleben
wir am späteren Abend bei genialem Sternenhimmel. Die Einsamkeit
machen wir uns zu nutze. Hier oben ist es dunkel wie in der Wüste.
Zum Sterne beobachten könnte man es sich wirklich gemütlich
machen, aber Schnee, Temperaturen unter Null und ein eisiger Wind lassen
uns nur frühlingshaft ausgerüstet eher im Auto verweilen.
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An
der Nordostspitze der Insel liegt das Teno - Gebirge. Schmale Sträßchen
führen durch die Berge und die Begegnung mit einem ausgewachsenen
Bus führt fast automatisch zum Einklappen der Ellenbogen. Habe ich
übrigens schon erwähnt, dass ein kurzer Jeep auf den verwinkelten
Straßen eine ausgezeichnete Wahl ist? Bekannt ist die Region insbesondere
durch die Masca - Schlucht. Auf Grund der Enge ist die Parkplatzsuche
problematisch und die Anreise mit Bus oder Taxi von zum Beispiel Santiago
del Teide eine gute Alternative. Um zu beweisen, dass es auch auf Teneriffa
eine Eisenbahntradition gibt, wählen wir die Masca - Schlucht ab
und durchwandern stattdessen nicht weit entfernt den Tunnel von Tamaimo
zum Barranco Manche de los Diaz. Der letzte Zug der Grubenbahn zum "Wasser
- Galerie" bauen ist schon lange abgefahren, aber die Reste zweier
Loren und Gleise im Berginneren zeugen von der Vergangenheit.
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Ganz
versteckt findet man bei Teno el Alto Zeugen einer speziellen Art der
Beerdigung auf Teneriffa. Bevor in den 80'er Jahren die Region zwischen
Teno el Alto und El Palmar mit Straßen erschlossen wurde, erfolgte
der Transport der Verstorbenen zum einzigen Friedhof mittels spezieller
Transportsärge. Diese Stücke der Vergangenheit werden nicht
weit von einem Wanderweg in einer Felsnische aufbewahrt und sind heute
von dem Außenstehenden nur durch einen Cache als "Draculas
Place" zu finden. Das Erwandern und Finden macht die Geschichte erlebbar.
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Auf
Pisten - ohne Anspruch auf Einsamkeit - ist hinter den endlosen Bananenplantagen
die Küste zwischen Los Silos und Buenavista del Norte zu durchqueren.
Kleine natürliche Meerwasserbecken würden bei passendem Wetter
auch das Baden erlauben, nur das offene Meer erscheint angesichts der
Strömung weniger geeignet.
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Die
Strecke zwischen Puerto de la Cruz und Tenogebirge muss nicht auf schnödem
Asphalt zurückgelegt werden. Von La Guancha führt eine weitgehend
gut ausgeschilderte Forstpiste über das Camp El Lagar bis zum Montana
de las Parras. Mitten im Wald fühlt man sich nicht wie auf einer
kargen Vulkaninsel. Die Wälder dienen allerdings nicht nur den Touristen
zur Erholung. Ob zusammengefegte Nadeln von den Bäumen oder das abgeschnittene
Unterholz, alles Mögliche wird hier in extensiver Nutzung herausgeholt.
Wenn dies dann noch mit einem der vielen Series - Landys erfolgt, fühlt
man sich im Gegensatz zur Urlaubsmaschinerie an der Küste in der
Zeit zurückversetzt.
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Mittlerweile
haben wir uns als Benzinerfahrer mit der Anfahrschwäche des modernen
Diesels arrangiert und erklimmen die steilsten Berge. Auf der Nordostseite
der Insel wartet oberhalb von Punta del Hildalgo ein weiterer Wasserkanal
auf uns. Mit gefühlten 25 winden wir uns zwischen den Häusern
auf einem Sträßchen den Berg hinauf, glücklicherweise
sind wir auch hier alleine und können die einzige Parkmöglichkeit
blockieren. Durch den Kanal gelangen wir in das einsame Tal, bewundern
Landschaft und können nebenbei noch das "Adventure in the channel"
erfolgreich abschließen. Von hier oben wirken die Wellen am Strand
schon groß, aus der Nähe sind sie für uns Landratten geradezu
gigantisch. Dem einheimischen Wasserrettungsdienst macht dies nichts aus,
sie bereiten sich unter realen Bedingungen auf einen eventuellen Einsatz
vor. Die Einheimischen sind auch gegen Wasser gerüstet und fahren
mit allerlei hochgerüsteten Allradlern herum.
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Im
Nordosten wartet ein weiteres Geheimnis in den Bergen des Anagas. Angeblich
hatte Franco hier ein Urlaubs - Domizil. Die "Casa del Franco"
liegt so versteckt in den Bergen, dass wir mehrere Anläufe brauchen.
Hundert Meter Luftlinie können in den Bergen ein unüberwindbares
Hindernis sein. Die letzten Meter sind nur zu erwandern, wobei der abgerutschte
Hang ohne die GPS - Koordinaten schon zum Umkehren animieren könnte.
Wir gelangen zu der fast komplett im "Urwald" verschwundenen
Ruine, erstaunlicherweise sind selbst Teile des Gartens noch als solchen
zu Erkennen.
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Von
der TF 24 biegt ein Weg zur "Fuente Fria" ab. Bei wahrlich ungemütlichem
Wetter eilen ein Quad und ein Endurofahrer an uns vorbei. Anscheinend
gibt es ein Durchkommen zur Nordküste und wir folgen ihrem Vorbild.
Die genialen, wenn auch sehr feuchten Forstwege, sind eine gelungene Abkürzung
in Richtung Santa Ursula. Da wir nun den Einstieg in dieses Pistenlabyrinth
kennen, nutzen wir auch später noch diese erbaulichere Art der Fortbewegung.
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In
der Nähe der TF 24 wartet "Tenerique". Der Teide ist weiß
vom Schnee, die Waldwege weiter unten sind aber noch frei. Erste kleine
Wasserdurchfahrten haben sich gebildet, ganz freigeschnitten sind nicht
alle Abschnitte. Teilweise versperren frische Erdrutsche den Weg, aber
vorbildlicher Weise nur auf Abschnitten mit entsprechender Ausschilderung.
Auf teilweise recht kernigen Wegen - wobei wir im Zweifelsfall immer die
Chickenroute wählen - holpern wir durch die Wolken. Die Reifendiskussion
ist glücklicherweise müßig, selbst mit den abgefahrenen
Puschen gelangen wir kontrolliert an unser Ziel. Ein besser ausgerüsteter
Cherokee - Fahrer von der Insel macht für uns zurück auf der
Straße die Pace. Mit jedem Höhenmeter steigt auch die Schneehöhe,
nur eine schmale geräumte Spur ist noch frei. Auf der Höhe des
Observatoriums versperrt der Winterdienst den Weg. Der Kontrast zwischen
blauem Himmel und verschneiter Landschaft erinnert eindeutig an Winterurlaub.
Wir müssen umdrehen, und am Abzweig der TF 24 nach Güimar wird
klar, warum wir zwischenzeitlich keinem anderen Fahrzeug begegnet sind.
Der verdutzt schauende LKW - Fahrer von der Straßenwacht öffnet
die Straßensperre und wir sind zurück in der "Freiheit".
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Die
Südseite der Insel gilt gemeinhin als touristisch weniger interessant,
dass dem nicht so ist, können wir immer wieder erfahren. Bei Vilaflor
führen Forstpisten zum Camp Madre del Agua. Auch hier finden wir
ein paar Grubenbahnreste und wenig später bizarre Gesteinsformationen.
Eine kleine Einraum - Höhlenwohnung ist in das bröcklige Gestein
hineingearbeitet. Die schwarze und weiße Mondlandschaft versteckt
sich dann allerdings komplett in den Wolken.
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So
kehren wir auf den Boden der Tatsachen und die Küste zurück.
Bei Los Abades erstreckt sich - fast ohne Übertreibung - ein Lost
Place epischer Ausmaße. Auf das unvollendete Feriendorf nebst Kirche
- oder sollte es mal eine Militärbasis werden ? - wurden wir durch
den Cache "Ghost village - Fantasma pueblo" aufmerksam. Das
Gelände dient heute als Spielwiese für Offroader, aber anscheinend
auch als Übungsgelände für den Häuserkampf. Auf wilde
Kämpfer treffen wir nicht, dafür ist das Gelände von Hundebesitzern
über Graffitikünstler bis zu jugendlichen Aussteigern bevölkert.
Wir durchstöbern die leeren Gebäude, bis auf den wie so häufig
fehlenden Strand und ein wenig Renovierungsstau spricht eigentlich nichts
gegen die übliche touristische Nutzung.
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Mit
dem passenden Gefährt könnte man von hier hinter der Autobahn
auch "Cueva de Magua" direkt anfahren, die Spuren im Fels zeugen
von entsprechenden Möglichkeiten. Wir wählen mit unserem Miet
- Ami den einfacheren Weg von oben, können aber dafür fast bis
vor die Haustür der nächsten Höhlenwohnung fahren.
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Oberhalb
von Güimar rumpeln wir den Barranco de Badajaz hinauf. Es ist ein
wenig wie durch den Garten des Nachbarn zu fahren, aber der Weg führt
wirklich bis zum Beginn der schmalen Schlucht. Das Bachbett - und damit
der Weg - ist frisch ausgebaggert, das spart uns einen ordentlichen Fußweg.
Im Fels versteckt sich neben Wasserstollen, einem trockenen Wasserfall
und dem Beginn eines vermutlich lieblichen Wanderweges natürlich
eine Dose.
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Nach
einer Woche geben wir den Jeep nach einer ordentlichen Wäsche wieder
zurück. Er hat uns trotz des nicht optimalen Wetters auf einem sehr
kurzweiligen Urlaub begleitet. Auch in den folgenden Tagen wird es wetterbedingt
nichts mit Ausspannen am Pool oder Meer, aber durch die Stadt zu bummeln
und die Mittouristen zu beobachten ist auch nicht zu verachten.
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Natürlich
gibt es auf der Insel auch klassische Reiseziele. Diese sind in den einschlägigen
Reiseführern gut beschrieben und deshalb hier nicht erwähnt.
Selbst "Tupperdosen" soll es an solchen Plätzen geben.
Wir haben uns eher die abseitigeren Plätze gesucht und da es nicht
zu einfach sein soll, müsst ihr euch die Koordinaten der Dosen schon
selber raussuchen.....
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