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Sardinien
2014 - Auf den Spuren des Altbergbaus
(September 2014)
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Der Hinweis vom Schrauber unseres Vertrauens nach unserer Rückkehr ist ernüchternd: "Euer Auto hat aber ganz schön leiden müssen!" Eigentlich nicht, aber fangen wir einfach am Anfang an. Nach Planung mit dem Reiseführer "Sardinien" aus dem Know How Verlag, der sehr tauglichen Straßenkarte Sardinien von freytag & berndt im Maßstab 1:150.000, Kontakt mit erfahrenen Sardinienreisenden im Kollegenkreis und www und langen Abenden im Netz bei Google Earth und Co starten wir im Spätsommer 2014 unsere erste Reise zur Mittelmeerinsel. |
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Ganz
geruhsam trödeln wir über die Alpen, besuchen die Stadt von
Romeo und Julia, um am dritten Abend in Livorno auf der Moby - Fähre
einzuchecken. Die Buchung der Kabine lohnt sich fast nicht, denn es geht
erst nach Mitternacht und mit leichter Verspätung los und zum Frühstück
sind wir schon in Olbia. Für unsere Runde um die Insel fühlen
wir uns gut ausgerüstet. Die groben Ziele sind gesetzt und für
einige Abschnitte schlummern die Offroadrouten auf dem Zumo 660. …
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Schon
am ersten Tag in Richtung Porto Torres zahlt sich die Planung aus, denn
manche abseitigen Wege enden selbst mit Planung im Nichts, am Verbotsschild
oder an einem Zaun. Zielpunkte, wie die Felsgrotten Li Conchi bei Piratu,
die Felsenwohnungen Sedini und die bekannten steinernen Elefanten, lassen
neben den ersten Pisten echtes Urlaubsfeeling aufkommen. Auf dem Zeltplatz
Platamona Lido finden wir eine Bleibe.
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Über
ein paar verschlungene staubige Feldwege durch das bewirtschaftete Land,
über eine interessante Holzbrücke und anschließend schnödem
Asphalt gelangen wir in das gar nicht mehr so geisterhafte Geisterdorf
Argentiera. Ein paar verlassene Gebäude zeugen noch von den vergangenen
Bergbauaktivitäten. Einige Häuser sind bereits restauriert und
andere scheinen schon wieder im Verfall begriffen. Die geplante Weiterfahrt
gen Süden, auch zum Bunker mit Cache, bleibt uns leider verschlossen.
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Der
folgende Campingplatz "Torre del Porticcilio" empfängt
uns zwar mit Urlauberarmbändchen und Chipkarte, erweist sich aber
mit guter Infrastruktur, Pool und Geckos an der Restaurantdecke als perfekter
Einstieg zum Ausspannen. Da bleiben wir gleich ein wenig länger und
starten von hier nach Alghero. Von hier zieht sich die Schmalspurbahn
Trenino Verde durchs Bergland nach Sassari. Ein antiquarischer Triebwagen
lädt seine überwiegend dunkelhäutigen Fahrgäste mit
viel Gepäck ein und setzt sich gemächlich rußend in Bewegung.
Wir durchstöbern noch ein wenig das Bahnhofsgelände und ein
Schienennagel ist das erste Souvenir.
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Die
Panoramastraße Alghero - Bosa ist Klasse, einen Strandzugang finden
wir hier erwartungsgemäß nicht. In Bosa Marina erinnern alte
Bunker noch an die Wehrhaftigkeit der Region. Wir stellen auch fest, dass
hier die Harleybiker sehr sicherheitsbewusst sind, denn hier bekommt jeder
seinen Helm. Die angedachte Runde vom Funkberg durch die Berge des Monte
Ferru müssen wir entfallen lassen, hier kommt man schrankenbedingt
nur zu Fuß oder mit dem MTB weiter. Dafür statten wir dem Cascata
sos Molinos einen Besuch ab und finden südlich doch noch den Einstieg
auf eine schöne Piste. Der Weg ist für unsere Maßstäbe
teilweise recht ausgewaschen und zugewachsen, dass das noch gar nichts
ist werden wir in der Region im Südwesten belehrt. Am Felsbogen S
Archittu gelangen wir wieder ans Meer und sehen den Jungs beim Springen
zu. Aus der großen Auswahl der Zeltplätze wählen wir den
Nurapolis, es gibt sicher schlechtere.
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Der
Salzsee Stagno Sale Porcus ist leider total trocken, ohne Flamingos und
nicht befahrbar. Nach dem Bunkern von Vorräten in Oristano überqueren
wir den Stagno di Marceddi auf einer schmalen Brücke. Die Casa de
Poeta finden wir nicht, dafür ist die vorgeplante Piste zur Mine
Zufurru ein Glücksgriff. Über schöne schmale Pfade schlängeln
wir uns zur Mine herab. Man sieht deutlich das alte Abbaugebiet, einen
Stolleneingang scheint es aber nicht zu geben. Bei der Brotzeit füttern
wir eine kleine Eidechse mit unseren Pflaumenresten, um vorbei an Schafs-
und Ziegenfarmen zurück zur Hauptstraße zu gelangen.
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Das
ehemalige Hotel Colonia Funtanazza bietet hinter schönem Strand ein
authentisches Lost Place Feeling. Angesichts der großen Anzahl von
Besuchern sparen wir uns die genauere in Augenscheinnahme des 1983 geschlossenen
Bergwerkerheims, welches irgendwie an ein FDGB - Heim erinnert. Es ist
erstaunlich und angenehm, dass sich die Einheimischen für einen freien
Strandzugang und gegen den Investor eines geplanten Neubaus durchsetzen
konnten. Anscheinend sind die Sarden ein spezielles Volk.
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Bei
Marina di Arbus biegen wir von der Küste "ins Gemüse"
ab. Das bald folgende Geräusch von am Auto kratzenden Büschen
wird uns in den nächsten Tagen erhalten bleiben. Nach dem Halt an
einem gebrechlichen Holzaussichtsturm und einem versteckt liegenden Steinhäuschen
(ausgeschildert als Wanderweg 3) kommen wir irgendwann an eine asphaltierte
Straße, die wir entsprechend unserer Planung überqueren. Jetzt
wird es richtig eng und ab einer kleinen Farm nützt auch das Spiegeleinklappen
auf dem idyllischen Pfad nicht mehr. Aber da wir schon soweit sind, schlängeln
wir uns nach dem berühmten "Vorwärts immer, rückwärts
nimmer" immer weiter. Auf dem MTB Pfad 191 geht es irgendwie voran,
aber auch den lassen wir links liegen. In einem genialen trialartigen
Bachbett quälen wir uns den Berg hinauf. Anscheinend gab es hier
vor kurzem einen Wettbewerb, denn ein paar Flatterbänder und insbesondere
weggeschnittene Stämme ermöglichen erst die Befahrung mit dem
Auto. Wir sind stolz auf unser hoppelndes Rennkamel, verpassen aber im
Halbdunkel dieses niedrigen "Tunnels" wenigstens ein Beweisfoto
zu machen. Ende gut, alles gut, verlassen wir bei Montevecchio den Wald,
um nach der Piste bis zum Forestrale wieder auf den Wanderweg 3 zu stoßen.
Die Spuren auf der Piste gehören nur noch zu Motorrädern, viel
breiter ist der Weg wahrlich nicht. Bisher haben wir die Hirsche nur aus
der Ferne Röhren gehört, hier läuft seelenruhig ein stattliches
Exemplar vor uns lang. Ein paar trockene Bachdurchfahrten weiter, vorbei
an Steinen und Sträuchern, gelangen wir zum bekannten "Eisenfluss"
und damit auf den Hauptweg. Auf immer breiter werdenden Pisten erreichen
wir das Quartier für die nächsten Tage, den Zeltplatz Sciopadroxiu.
Der Zeltplatz bietet in einsamer Lage, rund 3 km vom Strand entfernt,
alles was das Herz begehrt. Die Animation besteht aus der unüberhörbaren
Hirschbrunft bei Tag und insbesondere bei Nacht - genial!
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In
direkter Nähe zum Zeltplatz liegt das Minengelände von Ingortuso.
Im Großen und Ganzen stehen nur noch leere Gebäudehüllen,
die meist mehr oder weniger sorgsam von Zäunen umschlossen sind.
Andererseits gibt es fast überall einen Durchschlupf - vermutlich
für hier umherstreifende Fauna oder zu mindestens die Ziegen. Irgendwie
scheint dies der Mittelpunkt der Insel zu sein, denn in jede Richtung
geht es nach Sardinien. Vorbei an einem abgeschlossenen Gelände des
Militärs (oder gar eines Gefängnisses?) fahren wir in südliche
Richtung. Alle Mundlöcher sind fledermausgerecht verwahrt, die als
LP vorgemerkte Villa oberhalb von Ingortuso ist gar nicht so verlassen.
Im doch recht abgeschiedenen Ingortuso selbst ist die Straße durchs
Haus und das Bergbaumuseum für Touristen interessant. Beim Museum
stehen wir ohne Voranmeldung leider mal wieder vor verschlossenem Tor.
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Auf
schnödem Asphalt fahren wir nach Arbus, welches uns vor allem durch
seine Größe und die vielen engen Gassen in Erinnerung bleibt.
Hinter Arbus finden wir den Einstieg in die "planmäßige"
nach Montevecchio leider nicht und müssen beim Erreichen der finalen
Einspurigkeit wieder umdrehen. Auch das Bergbaumuseum in Montevecchio
ist heute geschlossen, aber ein paar Fotos kriegen wir hin und auch der
Cache kann sich nicht lange verstecken.
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Den
unteren Teil von Motevecchio vorbei am "Eisenbach" kann man
nur erlaufen, das heben wir uns für später auf. Am Pisteneinstieg
des "Eisenbachs" und gleichzeitig der Quelle der roten Färbung
werden wir oberhalb fündig. Eine Fördermaschine und rostige
Loren bieten genau das Ambiente, welches wir gesucht haben. Wir folgen
dem Weg, holen uns noch ein paar Kratzer und gelangen nach einem Abstecher
zum Hotel "Le Dune" zurück zu unserem Basiscamp.
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In
dieser Nacht sind die Hirsche besonders aktiv, oberhalb des Platzes können
wir sogar das Fegen und Schnauben hören. Am nächsten Morgen
weckt uns das Trommeln des Regens, ein guter Anlass das neue Tarp zu testen.
Heute ist ein großer Fahrtag und auf altbekannter Route vorbei an
Ls Arenas folgen wir frischen Autospuren, um kurze Zeit später auf
ein österreichisches Buschtaxi aufzulaufen. So können wir uns
gemeinsam über die schmale artgerechte Piste freuen. Auf der Straße
geht es Richtung Buggerru. Eigentlich ist hier die Straße gar nicht
schlecht, aber mit einem Mopped würde der Kurvenrausch deutlich mehr
Spaß machen. Bei Santa Luccia machen wir einen Abstecher zu einer
freischwebenden Feldbahnbrücke, aber von der eigentlichen Strecke
ist bis auf die Brücke, ein paar Spuren der Trasse und einer Weiche
leider nicht mehr viel auszumachen. Die Enduristen scheinen die Gegend
zu mögen und zusammen mit den Hirtenhunden erinnert das Ambiente
ein wenig an Rumänien. In Buggerru statten wir der Galerie Henry
- mit einem Stollenweg durch den Fels oberhalb des Meeres - einen Besuch
ab. Auch hier haben wir die Rechnung ohne den Faktor "Nachsaison"
gemacht, ohne Anmeldung stehen wir auch hier vor verschlossener Tür.
Das ist zwar schade, aber der am Pilgerweg gelegene Cache "Naturraid
Sardegna 2011-2" und das am südlichen Ende der Galerie gelegene
Ausstellungsgelände mit tollem Meerblick entschädigen schon.
Auf gewundener Straße geht es weiter an der Küste entlang zur
"Cala Domestica". Die versteckte Bucht ist ein Traum und für
"Nichtzeltschläfer" gibt es hier sogar einen Stellplatz.
Wir wollen uns nicht so lange aufhalten, denn die nächste Bucht bei
Masua wartet. Der Ort ist massiv vom Bergbau geprägt, was dem Charme
aber keinen Abbruch tut. Leider sind auch hier die Maschinensammlung und
auch der berühmte Erzverladehafen "Porto Flavia" nicht
offen. Porto Flavia scheint aus finanziellen Gründen geschlossen
zu sein, dies meinen wir zu mindestens den aushängenden Schildern
zu entnehmen. So toll wie wir solche Relikte finden, den breiten Tourigeschmack
scheint man leider damit nicht zu erreichen.
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Nur
wenige Meter südlich von Masua biegen wir links in die Piste ins
Inland ein. Ein schöner und wahlweise kernigerer Aufstieg erfreut
uns. Bei einer Bergbauernsiedlung müssen wir kurz stoppen, denn gerade
heute haben sich die beiden netten Sarden zum Fällen ihres Olivenbaums
entschlossen. Mit geradezu beängstigender Schnelligkeit versuchen
sie das Hindernis aus dem Weg zu räumen, bei uns wäre man wahrscheinlich
als "störender Offroader" mit der Kettensäge gelyncht
worden
Die Förderanlagen von Agruxiau schauen wir uns kurz
an, um dann die Annehmlichkeiten der Großstadt Iglesias zum Vorräte
bunkern zu nutzen.
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Zum
Straßentunnel San Giovanni in Domusnova wählen wir den kurzen
Weg über die geschwindigkeitsbegrenzte Autobahn. Heute für Kfz
gesperrt, kann man den beleuchteten Straßentunnel zu Fuß durchwandern,
eine Taschenlampe mitzunehmen schadet nicht. Zurück über Domusnova
umfahren wir östlich den Tunnel und landen in einem verwunschenen
Korkeichenwald mit moosbewachsenen Steinen. Etwas befremdlich wirken die
am Wegesrand stehenden Schilder mit Verboten für und gegen Alles,
trotzdem gelangen wir unbehelligt in die ehemalige Bergarbeitersiedlung?
Arenas. Die vielen neu wirkenden, aber leerstehenden Häuser mitten
im Nichts wirken bei der einsetzenden Dämmerung schon etwas unheimlich.
Vom alten Fördergerüst sind noch ein paar Reste vorhanden, die
halbwilden Schweine lassen uns ungestört rumstöbern. Am Tempel
di Antas ist das Tor schon geschlossen und auch auf Nebenwegen können
wir keinen Blick erhaschen. Zurück auf der Straße durchschneiden
unsere Scheinwerfer auch ohne LED wie Skalpelle die Nacht. Der Vollmond
lässt sich noch nicht blicken und nur in den wenigen Orten tobt das
abendliche Leben. Statt der vorgeschlagenen Navi - Route über Montevecchio
kürzen wir wieder über "unsere" Piste vorbei am Gefängnis
ab, um etwas schneller ein Feierabendbierchen zu genießen. Bei unseren
deutschen Zeltnachbarn laden wir im Tausch gegen ein Detmolder Bier unsere
Kameraakkus auf.
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Den
nächsten Tag beginnen wir "ganz anstrengend" am Strand
Piscina mit einem Bad in Sonne und Meer. Das kann natürlich nicht
den ganzen Tag so gehen, so gönnen wir uns nach dem Bewundern der
Feldbahnreste am "Le Dune" und eines aufgerüsteten J12's
eine lokale Runde und beginnen mit dem Tal vom Anfahrtag in Gegenrichtung.
Das ist wiederum nicht sonderlich förderlich für unseren Lack,
aber dafür finden wir auch den Stein wieder, der einen prägenden
Eindruck in unserem Bullenfänger hinterlassen hat. Montevecchio macht
einen recht verlassenen Eindruck, nur bei der Carabinieri und beim Messerverkäufer
ist ein wenig los. In Richtung des Startpunktes des "Roten Bachs"
finden wir keinen Zugang zum interessant im Tal liegenden Bergwerksgebiet.
"Eigentlich" stecken ja ein paar Routen in dem kleinen Zumo
an unserer Frontscheibe, aber weiße Anzeige auf weißem Hintergrund
oder manchmal auch grau in grau, zeigen deutlich die Vorzüge einer
echten Papierkarte. Wir machen ein paar Abstecher auf mountainbikeähnlichen
Pfaden, kehren aber dann zur Hauptpiste mit dem oft fotografierten Betonbogen
zurück.
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Am
gesperrten Fahrweg oberhalb der Mine Pozzo Sanna parken wir unser Rennkamel.
Bei einsetzender Dämmerung wandern wir die Serpentinen nach unten.
Die Hirsche röhren um uns herum, aber dass plötzlich direkt
oberhalb von uns ein majestätisches Exemplar steht, haben wir nicht
erwartet. Stolz schaut er in der Abendsonne auf uns herab, aber würdige
Gegner scheinen wir nicht zu sein. Als Touristen erkannt, werden wir einfach
ignoriert. Die Bergwerksanlage bietet vieles zum Entdecken. Der Einlauf
zur Brecheranlage und die alten Förderbänder sind noch fast
vollständig, da nimmt uns das Geschehen am Gegenhang in Beschlag:
Drei Hirschkühe sammeln sich im Tal, was Anfangs drei und später
fünf Hirsche zum um die Wette röhren animiert. Sie wissen wo
es am besten schallt und stellen sich laut röhrend in die schallenden
Betonrondelle. Aber auch die Bergwerksanlagen sind imposant. Eine Vielzahl
von Grubenbahnüberresten, die Fördermaschine und Teile der Werkstatteinrichtung
rotten vor sich hin. Während ich versuche möglichst jeden Winkel
zu erkunden, beobachtet die beste Navigatorin von allen, die wie in einer
Arena rivalisierenden Vierbeiner. Dann verlassen wir diesen interessanten
Ort und kehren bei Dunkelheit zurück zum Zeltplatz.
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Im
Restaurant des Zeltplatzes lassen wir es uns gut gehen. Oberhalb des Nachbartisches
sitzt ein kleiner Gecko hinter dem Vorhang und wartet auf fette Beute.
Unsere jungen italienischen Tischnachbarn schauen nicht ganz so begeistert,
aber wir fiebern mit dem mal kopfüber, mal kopfunter hängenden
Kleinen, mit.
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Auf
dem Weg auf die Ostseite der Insel erkunden wir zuerst zwei weitere Förderanlagen
an der "Straße" zwischen Ingortuso und Montevecchio. Über
Arbus schlängeln wir uns zum "Tempel di Antas". Die Anlage
selbst ist überschaubar, das "Sardische Menü" aus
Weißbrot mit Olivenöl, Oliven, Schinken und Käse allerdings
sehr lecker. Die Tempelkatzen wissen, dass hier immer mal etwas abfällt,
sind aber trotz der geringen Anzahl von Besuchern - nämlich uns -
nicht zu aufdringlich.
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Auf
den bekannten Pisten Richtung Straßentunneltropfsteinhöhle
fahren wir offroadig nach Domusnova und dann asphaltig bis Dolinnova.
Hier knipse ich - zur Verwunderung der auf der anderen Bahnübergangsseite
stehenden Polizei - den örtlichen Triebzug, bin aber schnell genug
und ohne ein Verkehrshindernis zu sein, wieder im Auto.
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Mangels
Navi kommt nun wieder unsere Backup - Lösung zum Tragen, denn glücklicherweise
haben wir die Offroad - Routen auf unserer Karte grob eingetragen und
auch ein paar mehr oder weniger gute Ausdrucke mitgenommen. Nach dem Füllen
des Wasser- Kanisters an einer Quelle, anscheinend eine "Gute",
denn wir dürfen uns hinter Einheimischen einreihen - verlassen wir
die Straße hinter Dolinnova und entern das karge Hochland. Einsame
Pisten, Kühe und (Wild-)Schweine begleiten uns, der Wind pfeift uns
um die Nase. Hier wäre Platz zum Zelten, aber einerseits ist es noch
zu zeitig und so richtig gemütlich ist es auch nicht. Eine weit sichtbare
Landmarke ist der komplett mit Antennen zugebaute Berg Punta Serpeddi.
Wir durchqueren ein wenig das Land, enden aber mangels ausreichend feiner
Karte und ohne die vorbereiteten Navi - Routen immer mal wieder erst an
einer einsamen Hirtenhütte und final an einer Endegeländewendestelle.
Bei Burcei gelangen wir zurück in die Zivilisation und übernachten
schlussendlich am Salzsee "Torre Salinas".
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Der
Zeltplatz ist wie Urlaub auf dem Bauernhof, zum Morgengrauen kräht
der Hahn und beim Frühstück sind wir von seinen Damen umlagert.
Gen Norden kommt man auf den Straßen gut voran, bei Tertenia verlassen
wir die SS 125 und schlängeln uns auf aussichtsreichen Pisten grob
in Richtung Monte Codi. Wir statten dem verlassenen Bergbaugebiet Minera
Bau Arenas einen Besuch ab. Die Schrotthändler sind hier noch nicht
vorbeigekommen, denn so einige Autowracks säumen den Weg. Die letzten
Meter zur Mine müssen wir wirklich querfeldein erwandern, die Brücke
ist weggespült. Den jetzigen gehörnten Bewohnern macht das aber
gar nichts. Ganz sicher können sie sich aber auch nicht sein, denn
überall liegen Munitionshülsen der Jäger herum
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Die
S 13 Richtung Jerzu/Ulassai ist einsam. In Osini zweigt eine gut ausgeschilderte
Straße westlich ins Nuraghengebiet Serbissi ab. Erst geht es in
Serpentinen steil bergauf, dann vorbei am Infokiosk durch die befahrbare
Klamm, um dann auf einer netten Piste fast bis an den Nuraghenkomplex
zu führen. Das junge Pärchen am Eintrittshäuschen freut
sich sichtlich über unseren Besuch (und ein wenig Abwechslung), so
dass wir gerne den kleinen Obolus bezahlen. Die verwobenen drei Nuraghentürme
sind allein schon sehenswert, die darunter liegende Höhle sollte
man sich allerdings auch nicht entgehen lassen.
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Mit
dem Auto drehen wir noch eine Runde durch die sehenswerte Landschaft.
Eine weitere Höhle mit einem kleinen versinterten mit Wasser gefülltem
Altar erregt unsere Aufmerksamkeit. Die Wände leuchten grünlich
- sehr cool. Mit ein paar zusätzlichen Sackgassen kehren wir zurück
nach Osini. Die Tupperdosen in Osini Vecchi und Gairo Vecchi finden wir
mangels GPS nicht, es ist aber mehr als spannend zu sehen, wie die sich
seit über 50 Jahren verlassenen Dörfer zu echten LP's entwickelt
haben. Dass der Hang am rutschen ist, glauben wir gerne - trotzdem sieht
die Bausubstanz gar nicht so schlecht aus.
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Die
einheimischen Biker auf der Feierabendrunde haben es schon angekündigt,
die folgenden Kilometer zum Zeltplatz Mare blue gleicht einem Kurvenparadies.
Dass das Gebiet kein Geheimtipp ist, zeigen auch die wechselnden motorradfahrenden
Zeltnachbarn.
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Der
nächste Tag klingt eher nicht so schön: Im Reiseführer
wurde noch vor den eng stehenden Bäumen auf dem Campingplatz gewarnt
und schon hüpft uns am Morgen einer in die A - Säule. Am Strand
von Sisine erwischt mich dann auch noch eine Feuerqualle. Aber alles Quatsch
- der Tag war sonst super! Auf der Panoramastraße nach Baunai reihen
wir uns in die Reihe der Automobile ein, mogeln uns am Ortseingang an
der Carabinieri mit Maschinenpistolen vorbei, holen uns für einen
kleinen Obolus die deutschsprachigen Infos an der Einfahrt in Richtung
Cala Sisine/Goloritze, um irgendwann vom Asphalt zum "tiefsten Karstloch"
Su Steru abzubiegen. Das Umland ist lieblich und touristisch gut erschlossen,
das Loch wirkt trotz Absperrung ganz imposant. Statt der Wanderung zur
Cala Goloritze genießen wir die rund 10 km Piste Richtung Cala Sisine.
Mit ein wenig Obacht kann man hier sicher mit einem normalen Auto hinfahren,
wir fanden es im 4x4 aber deutlich entspannter. Die letzte halbe Stunde
zum grobkieseligen Strand sind per pedes zurückzulegen. Eine etwas
zurückliegende Bar sichert die Versorgung, das tut aber auch Not,
denn auch die mit kleinen Schiffen anreisenden Sonnenanbeter wollen versorgt
sein. Von drangvoller Enge waren wir aber meilenweit entfernt. Hunde sind
an dem Strand nicht erlaubt, dafür hat aber ein halbwildes Schwein
mal vorbeigeschaut
.
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Auf
dem Rückweg stoppen wir noch bei den Eseln und der Kirche San Pietro.
Nicht weit entfernt soll sich ein im Fels befindliches Gesicht befinden.
Wir suchen ein wenig herum, fragen Einheimische auf dem Einstieg zur alternativen
4x4 Ausfahrroute, können das "Gum Gum" aber nicht finden.
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Am
Abend schauen wir noch in Arbatax am "Roten Felsen" am Hafen
vorbei, im Licht der untergehenden Sonne kann man den kleinen Abstecher
schon mal machen. In Tortai ist ein sardisches Fest mit traditionellen
Trachten im Gange: Die Stimmung bei der Live - Band erinnert uns ein wenig
an zu Hause in "Fast - Norddeutschland", also machen unsere
südlichen Nachbarn auch nicht immer Party.
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Am
nächsten Tag erkunden wir nochmal die Gegend in Richtung Cala Sisine/Goloritze.
Hinter dem Refugio de Coop Goloritze führen zwei urige Holztreppen
zum Faccia Litica, dem imposanten "Gum Gum" Felskopf. Ein kleines
Stückchen weiter am Flusslauf ist auch noch ein weiteres Karstloch
versteckt. Der kleine Abstecher ist wirklich lohnenswert, der Kaffee in
der Casa lecker.
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Auf
der Alternativausfahrt führt eine gepflegte Piste durch die verlassen
wirkende Gegend zurück zur SS 125. Unmengen an Moppedfahrern zeigen,
dass die Straßenbauer nicht umsonst so viele Kurven modelliert haben,
selbst mit dem Terrano macht das links - rechts viel Spaß. An der
Butega Campo Base Gorropu biegen wir ins Tal auf eine schmale Piste ab.
Sie schlängelt sich aussichtsreich am Hang entlang. Auf halbem Weg
kommen wir an einem Trupp Straßenbauer mit kleinem Camp und Feuerchen
vorbei. Von wegen 4x4 - mit einem schnöden Punto kommt man auch bis
hierher. Warum die Arbeiter so verdutzt schauen wird uns an der Talsohle
klar: Alle Wegen enden für Autos entweder im Nichts, an einem kleinen
Rangerparkplatz mit Defender und Esel oder am Fluss. Der eigentliche Weg
auf der gegenüberliegenden Flussseite ist wieder arg schmal und sieht
nicht wirklich so aus, als wäre das Befahren mit dem 4x4 erwünscht
- also drehen wir um. Die Bauarbeiter sind mittlerweile bei der Siesta
und liegen auf dem Weg. Ohne Aufzustehen winken sie uns durch die Engstelle,
nach der schönen Runde stehen wir wieder am Ausgangspunkt unseres
Abstechers.
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Von
Dorgali führt ein Straßentunnel durch den Berg Richtung Cala
Gonnone. Ein kleiner Valentino Rossi kommt röhrend mit kurzen Hosen
auf dem Hinterrad durch den Tunnel gefahren - man braucht nicht immer
Zuschauer für eine gute Show. Wir nehmen oberhalb des Tunnels an
der Schotterpiste noch einen Cache mit, um uns anschließend auf
dem örtlichen 4 - Sterne Zeltplatz einzuquartieren. Die Platzzuweisung
ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Infrastruktur passt.
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Weiter
gen Norden wartet der Monte Tutta Vista darauf erklommen zu werden. Die
südliche Auffahrt windet sich asphaltig den Berg hinauf. Wir machen
Stopp an einem Freeclimbing - Felsen und natürlich am rund 30 m messenden
Felstor Pedra.
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Wir erkunden den Gipfel mit großer Christusstatue und fast alle befahrbaren Wege. Die nördliche Schotterabfahrt ist fahrtechnisch viel interessanter und endet an den riesigen Marmorbrüchen. Normale Autos wirken neben den riesigen Felsbrocken wie Spielzeuge. Als Ersatzauto steht auch hier wieder ein alter Landy bereit, mit kurz drüberpolieren und etwas Ovatrol bekommt man ihn aber nicht mehr in Gange. | |
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Von
der SS 125 biegen wir hinter Sos Alinos/Berchidda rechts auf eine Sandpiste
ab. Hinter dem Agrotouristiko folgt ein unscheinbarer Weg nach links.
Nach etwas Unterbodenwäsche in einer Furt gelangen wir offroadwandernd
zur noch einsamen Küste. Ein paar Kollegen haben sich hier mit ihren
Gefährten schon häuslich eingerichtet. Die vielen Algen laden
nicht wirklich zum Baden ein, aber zum Aalen am Strand bietet sich das
Fleckchen Erde bestens an.
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Die
Piste führt zum Leuchtturm Capo Camino, an dem wir einen klassischen
Tütencache heben. Vom oberhalb liegenden Berg mit kleiner Kirche
hat man einen perfekten Rundumblick. Ein wenig durchs Hinterland und über
die Forststation (freundlich grüßen hilft mal wieder) gelangen
wir zurück zur SS 125.
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Der große Zeltplatz San Teodoro ist gut besucht und mit rund einem Kilometer gar nicht weit weg vom Stadtzentrum. Wiedereinmal entpuppt sich Italien als Land der Synchro - Bullis. In trubeliger Atmosphäre mit viel Infrastruktur und lustigen Mittouristen lassen wir hier den Abend und Urlaub in der Stadt ausklingen. |
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Scheinbar
ist uns die Insel nicht mehr gewogen, denn wir schaffen es am nächsten
Morgen unter Aufsicht der zeltpatzansässigen "Pseudodauercamper",
"Harker" und "Feudelmaus" gerade so vor dem beginnenden
Regen unser Zelt abzubauen. Wir haben noch fast den ganzen Tag Zeit und
wollen ein wenig das Hinterland erkunden. Nach kurzem Start gen Süden
biegen wir westlich in die Berge ab. Schöne Pisten zu finden funktioniert
ganz gut, eine durchgehende Verbindung dagegen ist eher unwahrscheinlich.
Nach einer weiteren Endegeländewendestelle fragen wir im nächsten
Dorf nach einem Ort in unserer geplanten Fahrtrichtung. Auf der Karte
zu erklären klappt nicht, noch ehe wir uns versehen können hüpft
der freundliche Sarde in seinen Marbella. Ganz italienisch düst er
mit seiner "Apfelsinenkiste" voraus, wir müssen uns ranhalten
um zu folgen, und bringt uns zu einem rund 10 km entfernten Ausgangspunkt.
Nachdem wir uns begeistert bedankt und ein Foto geschossen haben, ist
er auch schon wieder davon geeilt - das ist begeisternde Gastfreundschaft!
Eine gewundene Teerstraße bringt uns nach Sos Rios. Trotz Suche
finden wir aber keinen fahrbaren Weg in unsere geplante Richtung, kein
Wunder, dass der Sarde etwas skeptisch geschaut hatte. So nehmen wir letztlich
mit Asphalt vorlieb.
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Nach
einer Mittagsrast am Flumi Padora führt uns ein Sträßlein
von hinten zum im Reiseführer empfohlenen abgeschiedenen Dorf Pedabianca.
"Sooo" abgelegen ist es nicht, aber die Felsformationen in der
Umgebung bieten eine Vielzahl toller Motive. Über Puerto Paolo gelangen
wir zurück nach Olbia. Am späten Abend schließt sich die
Ladeluke der Fähre hinter uns.
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Von
Genua über Andermatt (die Teufelsschlucht und ein Käsefondue
können wir uns nicht entgehen lassen), den Bodensee und Dinkelsbühl
bewegen wir uns langsam Richtung OWL. Wieder ist ein Urlaub vorbei, aber
das war sicher nicht der letzte Trip auf diese interessante Insel.
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Die
grobe Routenführung ist in der nachfolgenden Karte zu sehen, Details
sind der Luftlinienplanung mittels motoplaner.de
zu entnehmen.
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Nachtrag:
Sardinien ist eine tolle Insel, wenn man sich sicher aber abseits der
Straßen bewegen möchte, kann man dies aus unserer Sicht vorzugsweise
im Südwesten oder in der östlichen Mitte tun. Die verlassenen
Bergwerksgebiete bieten sich hier besonders an, aber ein wenig planerische
Vorbereitung und ein gewisser Gleichmut gegen Lackkratzer können
nicht schaden. Das noch ausreichend Raum für Erkundungen des Inselinnerren
für uns besteht, kann man auf der Karte Bestens sehen.
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Unser
Terrano sieht heute wieder aus wie neu. Das erste Mal in seinem Leben
bei uns hat er eine professionelle Aufbereitung bekommen. Das Ergebnis
ist echt beeindruckend, praktisch alle Kratzer sind wieder rauspoliert,
nur die eine oder andere Delle erinnert uns noch an diesen Urlaub. Dass
kurze Zeit später ein Reh unseren Weg kreuzen würde, konnten
wir ja noch nicht ahnen.
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Unser
Zumo 660 dagegen konnten wir nicht mehr zum Leben erwecken. Wahrscheinlich
hat es seine planmäßige Halbwertszeit erreicht, denn die Tipps
aus dem Netz waren nicht erfolgreich und auch die Touratechexperten konnten
nicht helfen. Ala Pest oder Cholera sind wir auf das Garmin Angebot zum
Tausch gegen ein Zumo 590 mit Preisnachlass eingegangen. Mal sehen ob
wir das lebenslange Kartenupdate etwas länger nutzen können,
denn die ersten Macken zeigen sich bereits jetzt
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